Bram Weijters‘ The Crazy Men - Here They Come
B
Sdban Records
Crazy Men – das ist Jazzrock und Fusion aus Belgien mit einem Fingerzeig auf das Album „Here Comes the Crazy Man“ von Koen De Bruyne, der mit 31 Jahren verstarb. Er hinterließ ein Album aus dem Jahr 1974, das als „Kult des experimentellen Jazzrock“ gilt, auch für den Pianisten Bram Weijters.
Das Line-up der Band besteht aus bekannten belgischen Jazzern, die auch in anderen Formationen wie Dans Dans, BRZZVLL und STUFF zu hören sind: Bram Weijters (keyboards), Sam Vloemans (trumpet), Andrew Claes (C melody sax, EWI und handsonic), Vincent Brijs (baritone sax), Dries Laheye (bass guitar) und Steven Cassiers (drums).
Mit „And Here Comes The Crazy Man“, gleichsam als Hommage an Koen De Bruyne zu begreifen, eröffnet das aktuelle Album. Auf diesem sind zudem nachstehend genannte Songs zu finden: „Pathetic Dreams“, „Only Nineteen“, „Open Air“, „Unanswered Question“ und „Games“.
Orchestrales mit Bläsergewalt trifft auf Basslastigkeit und beinahe sphärischen Tastenschwall – das charakterisiert kurz gefasst den Eingangssong „And Here Comes The Crazy Man“. Rhodes oder Fender Rhodes scheint die Frage bei der dominanten Melodielinie, die Bram Weijters knüpft. Dramatisch inszeniert scheint das Stück. Jederzeit erwartet man die klangvolle Entladung. Bläser setzen im Tutti eine Zäsur, bevor das Baritonsaxofon sich entäußern darf. Bisweilen mag man sich an Blood, Sweat & Tears erinnert fühlen.
Eher getragen dringt „Pathetic Dreams“ ins Ohr des Zuhörers. Sam Vloemans umfängt uns mit sonorem Trompetenklang. Es scheint, als würde er musikalische Wolken, die dahintreiben, einfangen, mit und ohne Triller. Bram Weijters steuert mit seinen Keyboards Klangfärbungen bei, die eher im sphärischen Off zuhause sind. Hier und da vernehmen wir Fanfaren, zudem zart angespielte Klaviertasten und einen dunklen Bass im Gleichschritt. Perlendes wird mit Bodenständigem konfrontiert. Nach und nach stellt sich ein steter Klangfluss ein. Immer wieder stoßen wir auf klangliche Stromschnellen, auf die die Bläser im übertragenen Sinne mit einem Paukenschlag antworten. Lang gezogen, angesäuert und spitz tönt die Trompete, einsam auf weiter Flur, so hat es den Anschein. Auch einem Schlagzeugsolo können wir folgen, gepaart mit perkussiven Elementen. Doch nach diesem Intermezzo ist es an Bram Weijters, den hochflorigen Klangteppich auszurollen.
Klangprächtige Seifenblasen breiten sich bei „Open Air“ aus. Das verdanken wir nicht nur dem Baritonsaxofonisten, sondern auch dem Keyboarder. Der Raum füllt sich nach und nach. Klang liegt über Klang, Klangblasen zerspringen, neue entstehen. Bläser vereinen sich dann in einer Klangphalanx. Aus dieser Vereinigung löst sich einer der Saxofonisten zu seinem beinahe balladenhaften Einzelvortrag, den Bram Weijters mit energischem Tastenschlag kommentiert. Doch davon lässt sich der Saxofonist nicht aus seinem Konzept bringen. Erinnerungen an George Duke kommen im Nachgang auf. Zufall oder nicht?
Wie ein Zwist, der musikalisch ausgetragen wird, muten die Melodie- und Klangschraffuren von „Unanswered Question“ an. Aufgebracht scheinen die Gemüter, die sich aber im Verlauf beruhigen. Da vernimmt man Rechthaberei und Gegenrede, aber auch ein Nach-dem-Mund-reden. Aufgebracht erscheint eines der Saxofone. Ob es sich beruhigen wird? Beinahe kristalline Klangwelten eröffnen uns die Musiker rund um Bram Weijters bei diesem Stück zudem. Kontemplation ist zeitweilig angesagt, wenn sich Bram Weijters dem steten Tastenfluss hingibt.
Und zum Schluss lassen wir uns auf musikalische „Spielereien“ („Games“) ein: Dabei sind klassische Anmutungen auch mit im Spiel, insbesondere wenn man Bram Weijters am Piano verfolgt. Doch auch in diesem Stück gehört dem Saxofon über weite Strecken die ungeteilte Aufmerksamkeit. Dabei röhrt und tönt der Holzbläser aus voller Kehle. Hätte Adolphe Sax ahnen können, dass seine Erfindung mal für den Jazz und Jazzrock „spielentscheidend“ sein sollte?
Text © ferdinand dupuis-panther – The review is not public commons!
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