Bram Weijters & Chad McCullough – Pendulum (FDP)
B
Monks and Thieves
Das Pendel einer Uhr, Symbol für die Zeit, die verstreicht, war für den belgischen Komponisten und Pianisten Bram Weijters Quelle der Inspiration für die nun vorliegende Suite. Auch Johann Sebastian Bach mit dem Werk „Das wohl temperierte Klavier“ und den „Goldberg Variationen“ stand Pate bei der Entstehung der Suite. Sie besteht aus 25 Stücken, die in den letzten Jahren entstanden sind. Diese tragen Titel wie „which way“, „crystals“, „at ease“, „the same twelve notes“ oder „a different night“.
Dabei versucht Weijters mit seinem kongenialen Partner Chad McCullough, eine Verbindung zwischen der strukturierten Musik Bachs mit einer gewissen Poesie und Lyrik zu schaffen.
Seit zehn Jahren arbeiten Chad McCullough und Bram Weijters zusammen, meist in einem Quartett, aber auch im Duo, wie im vorliegenden Fall. Musikalisch entstand und entsteht dabei eine Melange aus einem Arsenal von Tasteninstrumenten wie Moog Synthesizer und Fender Rhodes mit dem beinahe samtenen Klang der Trompete, von elektronisch anmutenden Beimischungen mal ganz abgesehen.
Wie jede Suite hat auch die von Weijters komponierte eine Eröffnung und einen Schluss, beide übrigens in A-Moll. Überhaupt ist die Mehrheit der Kompositionen in Moll gehalten, so „raindrop“, „the same prelude“, „still dark“ oder „spiral part one“.
Über den Tastenfluss setzt McCullough seine weichen Bögen. Dabei klingt die Trompete sanft und hier und da auch nach einem Flügelhorn. Klangliche Schwebpartikel breiten sich aus, vielleicht könnte man angesichts dessen, was wir bei der Komposition „a different light“ vernehmen, auch an fallende Schneeflocken und deren Verwirbelungen denken. Ja, da fallen wirklich Regentropfen, wenn Bram Weijters in die Tasten seines Flügels greift. Plong und plong macht es bei „raindrop“, erst vordergründig und dann, sobald Chad McCullough seine Trompete erklingen lässt, hintergründig. Vom Charakter her scheint die Komposition durchaus etwas von einer Ballade zu haben. Narrativ ist das Stück auf jeden Fall ausgerichtet.
Nach „the same prelude“ und „the same melody“ werden wir als Hörer mit „still dark“ konfrontiert: Sehr basslastig und getragen beginnt das Stück. Man gewinnt den Eindruck, es würden Dämonen beschworen. Doch der helle Trompetenklang konterkariert diese Vorstellung. Dunkelheit und Licht scheinen im Widerstreit. Bezieht sich der Titel „suspended weight“ auf die Gewichte einer Standuhr? Wir können es nur vermuten. Musikalisch jedenfalls gewinnt man bei dieser Komposition den Eindruck, die Zeit rinne sehr langsam dahin. Der Begriff Schneckentempo kommt dem einen oder anderen in den Sinn. Zugleich wohnt dem Stück auch etwas sehr Getragenes und Sakrales inne.
Der Wechsel des Instruments, den Bram Weijters bei „crackle“ vollzieht - er scheint nun Rhodes statt Piano zu spielen - bildet einen Kontrast zu den anderen zuvor gehörten Stücken. Es scheint, als würden wir uns ein wenig ins Fahrwasser des Canterbury Sounds begeben. Dass sich das Duo im Kontext der Suite „Pendulum“ mit „escapement“ (übersetzt: Ankerhemmung) befasst, ist stimmig. Alle Titel der Suite haben doch etwas mit dem Begriff Zeit zu tun oder mit Bestandteilen eines Uhrwerks. Der Anker ist die Verbindung zwischen Hemmungsrad und Unruhwelle, also ein wichtiger Bestandteil des Räderwerks der Uhr, die uns die Zeit vorgibt. Symbolisiert das Bass-Spiel von Weijters die Unruhewelle, stetig laufend? Und was vermittelt uns das frische und aufgeweckte Spiel McCulloughs?
In der Nachfolge von „the same but different“ erklingt in B-Moll „ratchet wheel“. Sitzt Bram Weijters da nicht an einem Synthesizer oder ist es doch ein Rhodes? Weichgezeichnet sind die Linien, die der Pianist uns präsentiert. Über diesen schweben die Passagen des Blechgebläses dahin, teilweise im Modus einer Fanfare, teilweise wie ein säuselnder Wind sich anhörend.
Ebenfalls in B-Moll gesetzt ist „crystals“. Kristalline und zerspringende Klangeinheiten sind nicht zu vernehmen. Sanfte Linien werden gezeichnet. Schummerungen werden hingeworfen. Welch ein Gegensatz zu dem, was unter Kristallen zu verstehen ist: bisweilen scharfkantige, kegelförmige und spitze Strukturen.
Bevor die vielteilige Suite schließt, hören wir noch „a different night“. Nein, eine dunkle Nacht erleben wir nicht, auch keine Nacht mit Albträumen, sondern eher die Stunde der Nachtschwärmer, die leichten Schrittes unterwegs sind und eine laue Sommernacht zum Tag machen.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons!
Informationen
Album
bandcamp: https://bramweijters.bandcamp.com
Itunes: http://bit.ly/Pendulum_iTunes
Amazon: http://bit.ly/Pendulum_Amazon
Musiker
Bram Weijters - Piano, Wurlitzer, Moog Synth, Rhodes
Chad McCullough - Trumpet
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http://chadmccullough.com
http://cmbwquartet.com/
Audio:
http://bramweijters.bandcamp.com
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