Billy Pod - Drums to Heal Society

Billy Pod - Drums to Heal Society

B

Puzzlemusik

Über den in Griechenland beheimateten Komponisten und Drummer Vassilis Podaras (aka Billy Pod) lesen wir unter anderem: “Billy is an accomplished composer and arranger with both a great command of his instrument and the sensitivity to create authentic music with others.’’  (Tivon Pennicott, saxophonist for Gregory Porter).

Was nun vorliegt, ist das Debütalbum von Billy Pod, das elf Kompositionen umfasst. Eröffnet wird das Album mit “Void” (“Leere”) mit sensiblen Drumming-Pattern. Am Ende hören wir nach einer musikalischen Reise, bei der es um Leere, Alleinsein, Einsamkeit, Liebe und Hoffnung geht, die Komposition “Healing”. Bei diesem “Song” zeigt sich im zarten, dahinfließendem Saitenspiels die Versiertheit von Michalis Tsiftsis.

Hören wir nachstehend einen O-Ton von Billy Pod, ehe wir das Album und die daran Beteiligten  im Detail vorstellen: “We each have many sides to us and this is something I feel compelled to explore as an artist, ... For me, drums are connected to everything. You find their echoes throughout nature and human existence. They are the rhythm by which we live our lives, by which we love, fight and despair.”

Noch ein paar Worte zu einem Musiker, der gewiss nicht allgemein bekannt ist: Billy Pod spielt seit seinem neunten Lebensjahr Schlagzeug. Motiviert und inspiriert wurde er dabei von seinem Vater, der Schlagzeuger war. Das Studium absolvierte Pod an der Ionoischen Universität von Korfu, Fach Jazz Performance. Heute ist der Drummer Teil der lebendigen griechischen Jazzszene und  trat in der Vergangenheit mit Musikern wie  Emmet Cohen, Tivon Pennicott, Nigel Price, Rufus Reid, Roberto Tarenzi, JD Walter und Olivier Temime auf. Er ist obendrein Mitglied der Formation The Next Step Quintet, das bis heute zwei Alben veröffentlicht hat.

Ein Blechwirbel, tastende Fellberührungen, sprunghaftes Getrommel gleichsam wie ein Stolpern, dann eine Verdichtung des Schlagwerkspiels, gepaart mit dem gestrichenen Bass, der so klingt, als würde man eine quietschende Tür langsam aufstoßen, ein Flirren und Flattern – das beinhaltet „Void“, aber von Leere kann keine Rede sein. Auch das nachfolgende „Minor Mystery“ ist eine Komposition von Vassilis Podaras und eher in der Tradition von „Weather Report“ anzusiedeln. Leicht glühende und dahinschmelzende Gitarrenlinien bestimmen die Struktur der Komposition. Doch auch der Pianist George Kontrafouris weiß seine Klangworte zu setzen. Dezentes Tack-tack-tack ist im Hintergrund zu vernehmen. Dazu schwingen Bleche ganz heftig.

An Billy Pod ist es gemeinsam mit Jannis Anastasakis, der für elektronische Effekte zuständig ist, Erinnerungen („Reminiscence“) zu wecken. Nicht zu überhören sind die flachen Klanglinien. Nahtlos geht dieses kurze „Zwischenstück“ in die Komposition „L“ über, deren melodische Klangeinheiten weitgehend dem Gitarristen zu verdanken sind. Zu den flächigen, verschachtelten Saitenklängen erklingt das Rhodes, an dem Yiannis Papadopoulos sitzt. Beim Hören von „L“ kommt einem so manche Filmmusik zu legendären Italo-Western in den Sinn, ohne dass Vassilis Podaras Enrico Morricone kopiert. Es ist einfach eine Musik, die Landschaftsbilder wie die Prärie heraufbeschwört, ebenso die Bilder von wilden Mustangs, frei und ungebändigt.

„One Heart“ aus der Feder von Vassili Podaras zeichnet sich nicht nur durch eine recht nachhaltige Basslinie aus, über der die voll klingenden, wellenförmigen Saitenlinien zirkulieren. Wer bisweilen an Dire Straits und Instrumentales von Mark Knopfler denkt, scheint nicht falsch zu liegen. Jazz meets Pop ist man geneigt zu formulieren, lässt man das feine Klanggeriesel auf sich wirken. Das hat nichts von Schwere, sondern allein von Leichtigkeit und Beschwingtheit, auch wenn Sequenzen am Rhodes und elektronisches Klanggeschwirre ans Ohr des Zuhörers dringen, ehe am Ende zum Thema zurückgeführt wird.

Präparierter Bass oder elektronisch erzeugtes Sirren – das ist anfänglich bei „Dark Passenger“ (comp. V. Podaras) die Frage. Klangwalze an Klangwalze wird nachfolgend gesetzt. Das Rhodes rollt außerdem einen weichen Klangteppich aus, der den Klangraum ausfüllt, in dem sich auch der Drummer mit hart gesetzten Beats seinen Platz gesichert hat. Weich schnarrt und brummt der Bass, während zugleich der Gitarrist  mit oszillierendem Spiel aufwartet. In dunkle Farben gehüllt ist das Spiel des Pianisten, der aber auch verspielt im Diskant unterwegs ist. Und im Hintergrund vernehmen wir brausende Winde, oder?  

In „Drums to Heal Society“ hören wir am Schlagwerk Stephanos Chytiris. „Connection“ (comp V. Podaras) bringt das gesamte Ensemble zur vollen Geltung. Dabei formen der Gitarrist und der Rhodespianist eine verquickte Doppel-Helix, zeigt sich der Bassist solistisch und fordernd. Was zu hören ist, scheint ein Weckruf, nachhaltig und prägnant. Dazu ertönt glockenhell das Rhodes, ehe es zu einem Tutti kommt, bei dem der Gitarrist die Linien bestimmt. Man nehme ein wenig Cannonball Adderley und würze mit Eddie Harris sowie der eigenen Note, so hat man dann „Billy Pod“. Wohlklang pur!

Text © ferdinand dupuis-panther


Informationen

Musiker

www.billypod.com

Besetzung

Billy Pod, Drums / Composition
Michalis Tsiftsis, Guitar
Kimon Karoutzos, Bass
Yiannis Papadopoulos, Rhodes piano
Jannis Anastasakis, Electronics
Katerine Duska, Voice
George Kontrafouris, Piano
Stephanos Chytiris, Drums


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