Bert Boeren und Ilja Reijngoud Quintet - Tribute to Jay and Kai
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Die niederländischen Posaunisten Bert Boeren und Ilja Reijngoud verneigen sich mit einem einzigartig zusammengestellten Repertoire vor zwei berühmten Jazzposaunitsen, vor Jay Jay Johnson und Kai Winding, von dem zahlreiche Songs eingespielt wurden. Anzusiedeln ist Windings Musik zwischen Bebop und Modern Jazz. Und diesen “Zeitgeist” haben die beiden Posaunisten für ihr vorliegendes Album in vorzüglicher Art und Weise aufgegriffen.
Neben den Posaunisten waren bei der Einspielung des Album auch die nachstehend genannten Musiker beteiligt: Rob van Bavel (piano), Marius Beets (bass) und Marcel Serierse (drums).
Aufgemacht wird das vorliegende Album mit “Me 'n Jangles” (Kai Winding), wobei Bert das erste und Ilja das zweite Solo spielt. Gefolgt wird dieser Eröffnungssong von einer weiteren Winding-Komposition namens “Stop following me'', auch das anschließende Stück “Niçoise” stammt von Kai Winding, während “Smoky” von J. J. Johnson geschrieben und von Ilja Reijngoud arrangiert wurde. “Trombone for Two” scheint wie für die beiden Posaunisten Bert Boeren und Ilja Reijngoud geschrieben worden zu sein. Auch zwei Stücke von Cole Porter wurden eingespielt, so auch “You'd be so nice to come home to” (arr. Kai Winding), einer “Jazz-Hymne” gleichend. Doch darüber hinaus wurden auch zwei Kompositionen von Ilja Reijngoud, “Århus Blus” und “Slang of Tang'', für das Album aufgenommen.
Als wäre die Musik für einen spannungsgeladenen Krimi geschrieben worden, so beginnt “Me 'n Jangles”. Zugleich beschwört das Stück und Arrangement die Zeit herauf, als Bebop noch die populäre Musik schlechthin war. Dabei ist ein gewisser “Swing” nicht zu überhören, auch nicht wenn Bert Boeren zum Solo ansetzt. Dieser “Swing” ist gewiss auch ein Verdienst der Rhythmusgruppe, die mit viel Verve im Hintergrund agiert. Kurz und knapp gehalten ist ein Schlagzeugintermezzo als Bindeglied zu den Posaunenduetts.
Teilweise mit Dämpfer wird in “Stop following me'' agiert. Dabei lässt sich der Eindruck nicht wegwischen, dass das Stück vom Charakter her “Big-Band-Tanzmusik” zu sein scheint. Folgt man dem Posaunenklang, so meint man, man fliege auf einem von Musik durchwirkten Teppich im Jazzhimmel dahin. Aufgewühlte Tastenkaskaden folgen auf die Posaunensolos und sind eine Bereicherung schlechthin.
Beinahe balladenhaft kommt der Song “Niçoise” daher, schmeichelt sich ein, mit Wohlklang und im Duett. Bei diesem Stück scheint traditioneller Big-Band-Jazz sehr nahe. Musikalische Leichtigkeit wird gekonnt vermittelt, auch und gerade in den solistischen Einlagen. Ein laues Klanglüftchen ist zu verspüren. Dabei bekommt auch der behäbige Bass den angemessenen Raum zur Entfaltung.
Viel Rauch um nichts oder was? – das ist die Frage bei “Smoky”. Soulig und auch ein wenig mit Funk verwoben, so kommt diese Komposition daher. Das gilt auch und gerade für Bert Boerens Solo. Eigentlich wartet man nur noch auf den Auftritt einer der Masters of Soul wie James Brown, oder?
Ob es wirklich einer Komposition “Trombone for Two” bedarf, um die beiden Posaunisten in ihrem brillanten Spiel vorzustellen, sei mal dahingestellt. Mit ein wenig Groove ausgestattet ist dieses Stück, zugleich aber ist die Nähe zum Broadway nicht zu überhören. Schlieriger Posaunenklang ist dabei allgegenwärtig. Und im Hintergrund agiert ein umtriebiger Schlagzeuger mit fordernden Beats und einem gerüttelten Maß an Beschwingtheit.
Zum Schluss noch ein Wort zu “Århus Blus”: Man hat beim Zuhören die Vorstellung, eine Marching Band wäre unterwegs durch die Straßen der Stadt. Also, schließen wir uns doch an und folgenden den musikalischen Pfaden von Bert Boeren und Ilja Reijngoud!
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons!
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