Berlin 21: Capital Letters
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Sinn für Humor und Ironie haben die Musiker um den Schlagzeuger Torsten Zwingenberger schon, betrachtet man mal das CD-Cover mit dem Freigabe-Stempel der Freiwilligen Selbstkontrolle. Ab 0 Jahre darf man angstfrei der Musik des Berliner Quartett lauschen. „Capital Letters“ steht nicht für Briefe aus der Hauptstadt, sondern für Versalien, die auch die Ladenfront auf dem Cover schmücken. Vier ganz in Schwarz gekleidete Herren spazieren gerade durch Moabit: Berlin 21 ist unterwegs.
Der Mann am Basscello, Martin Lillich, gibt uns bei seiner Komposition „Hinweise“ („Clues“) eher Rätsel auf. Denn was sind denn das für Hinweise? Südamerikanische Rhythmen im Sinne von Cha-Cha-Cha, Samba und Salsa wurden in das Stück kurz eingebaut. Doch danach plätschern Pianokaskaden auf uns nieder, die gar nichts mehr mit Latino-Rhythmen gemein haben. Schließlich brechen aber dann Latino Grooves während des Spiels von Lionel Haas wieder hervor.
Die Reise mit 'Berlin 21' entführt uns nachfolgend nach „Windy City“. Nein, es handelt sich nicht um die neuseeländische Hauptstadt Wellington, sondern um die Jazzmetropole Chicago. Eine frische Brise gefällig? Na dann, mal die Lauscher gespitzt, wenn Lionel Haas in die Tasten greift und Patrick Farrant seine Gibson zum nachhaltigen Klingen anschlägt. In einer solchen Stadt, in der stets nur ein leichtes Lüftchen weht, kann man es aushalten, oder?
Ist „Pour Claude“ nicht in Teilen ein Chanson ohne Textzeilen? Man könnte es fast annehmen. Zur Hochform läuft Torsten Zwingenberger auf, wenn er in seinem Schlagwerksolo, die Zuhörer auf eine rasante D-Zug-Fahrt vom Bahnhof Friedrichstraße zum Bahnhof Zoo mitnimmt, also von Ost nach West unterwegs ist. Das Abfahrtsignal per Trillerpfeife ertönt, die Räder und das Gestänge setzen sich in Bewegung und der Zug nimmt Fahrt auf – ohne Schneebesen wäre derartige Geräuschteppiche nicht zu erzeugen. All die akustischen Eindrücke einer Zugfahrt entlockt Zwingenberger seinem Schlagzeug. Beeindruckend, vor allem für die Generation Smartphone, die gar nicht mehr weiß, was eine Dampflok ist.
Mit „Park Atmo“ machen wir einen Abstecher in den Tiergarten oder in den Volkspark Schöneberg oder auf den Mariannenplatz, wo sich Neubürger aus Afrika zusammenfinden. Sie vereint, die Liebe zu afrikanischen Trommeln und deren Klangfarben. 'Berlin 21' hat mit ihrem Stück „Park Atmo“ – der Pianist Lionel Haas zeichnet für das Stück verantwortlich – versucht, diesen Musikern ein „Denkmal“ zu setzen.
Mit Takin' A Walk von Patrick Farrant verabschiedet sich 'Berlin 21' von uns. Wer noch nicht genug hat, der kann auch bei den Recording Sessions zugegen sein, da der aktuellen Veröffentlichung auch eine entsprechende DVD beigegeben wurde.
© Ferdinand Dupuis-Panther
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