Ben Todd – Guiding Light

Ben Todd – Guiding Light

B

ABC Jazz Fresh Start Fund

Ben Todd ist ein südaustralischer Schlagzeuger und Komponist, der in Adelaide ansässig ist. In den letzten zehn Jahren war Todd weltweit mit dem bekannten Cirque de Soleil unterwegs. Er war unter anderem als Drummer und Bandleader in drei Shows präsent, darunter auch in der namens Volta. Vor diesem zeitintensiven Engagement war er unter anderem in Australien mit nachstehend genannten Musikern zu hören: Kate Cebrano, Paulini, Ben Folds, Doug Parkinson, Rhonda Burchmore, James Morrison, David Campbell, Barry Humphries und Glen Shorrok.

Mit drei Jahren begann Todd, das Schlagzeugspiel zu erlernen. Zehn Jahre später durfte er als Musikschüler die in Australien durchaus renommierte Marryatville High School besuchen. Nach seinem Schulabschluss etablierte er sich in der Musikszene von Adelaide. Im Jahr 2007 war er Finalist des "James Morrison Jazz Scholarship". Nachfolgend stand die Zusammenarbeit mit dem Multi-Instrumentalisten Adam Page auf Todds Programm. 2010 debütierte Todd mit seinem Album „20ten“. Weitere Alben folgten bis zum heutigen Tag. Das jüngste Projekt liegt nun dank ABC Jazz vor und umfasst als Mitspieler den bereits zuvor erwähnten Adam Page am Saxofon, zudem den Gitarristen James Muller, den Keyboarder Paul White und den Bassisten Damien Steele Scott. Zu hören sind Aufnahmen wie „Caravan Dreams“, „Cast On“, „Frank and Stein“ - ein Schelm, der da an Frankensteins Monster denkt (!) -, „Guiding Light“ und zum Schluss „With One L“.

Rhodes vereint sich in sanftem Schwall mit dem distinkten Beckengeriesel, das Ben Todd zu verdanken ist, ehe dann Adam Page ein wenig im Nachgang von Nat und Cannonball Adderley seinen Holzbläser zum Schwirren bringt. In großen musikalischen Bögen nimmt uns Page auf die musikalische Reise mit, im Hintergrund begleitet von Paul White, der langwellig aufspielt, während Page musikalische Wellenkämme durchpflügt. Eine weitere, eher pastellene Klangfärbung fügt James Muller den „Caravan Dreams“ bei. Ähnlich wie Page ist sein sehr dynamisches Spiel ein Hinhörer. Es scheint, als sei man mit Muller in einer abwechslungsreichen voralpinen Landschaft unterwegs, die mit ihren Felsvorsprüngen und felsigen Nadelspitzen als Momentaufnahme am Betrachter vorbeizieht. Auf ein Schlagwerksolo allerdings verzichtet Ben Todd. „Cats On“ heißt es nachfolgend. Dabei dringt ein Bass orientiertes Keyboard an unsere Ohren. Danach frischt die Musik auf, lässt Page Klangwinde aufbranden, die über den Linien des Keyboards schweben. Page ist in seinen Phrasierungen nie überdreht, aber durchaus quirlig und auch wenig in Soul abgleitend. Hier und da erinnert er den Rezensenten in manchen Passagen an das Spiel von Dave Sandborn, derweil Paul White einen dichten Klangteppich ausbreitet. Flink sind die Finger des Gitarristen James Muller zwischen den Bünden seines Saiteninstruments. Ist da nicht auch ein Anflug von R&B mit im Spiel? Taktaktak und DumDum im Galopp vereinen sich mit dem Spiel des Keyboarders. Nach und nach nimmt sich dann Todd mehr Raum, ohne in ein langes fulminantes Drumming einzufallen. Im Weiteren scheint man rotierende Passagen der beteiligten Musiker zu erleben – bis zum letzten Akkord.

Nach „Daffodil Daze“ mit leichten Soul- und Funkanwandlungen sowie sonoren Saxofonklängen und samtenem Rhodesfluß folgt „Frank and Stein“. Rhodes und Saxofon prägen den Charakter des Stücks. Ein musikalischer Föhnwind umweht uns als Hörer. Dazu trägt auch das Saitenspiel von James Muller bei, das eingestreut ist. Bisweilen meint man beim Spiel von Adam Page, man sei in Fallwinden gefangen. Dieser Eindruck wird durch Mullers Spiel allerdings durchbrochen. In bester Tradition bekannter Jazzgitarristen „schraffiert“ Muller musikalische Flächen, die danach von Page mit Nachdruck „verdichtet“ werden. Ingesamt steht aber auch in diesem Stück die Schönheit des melodischen Flusses im Vordergrund. Da gibt es nichts Explosives, keine bunte Kakophonie, kein Klang-Dada, sondern eher heißt es Post-Modern mit und ohne ein wenig Fusion im Sinne von Joe Zawinul, oder? Bei all dem fragt sich der Hörer vielleicht, wo denn der Bassist mit einem Solo bleibt, da dieser nur sehr verdeckt ins Bandgewebe eingebunden ist und lediglich zum Beispiel bei einem Keyboard-Solo in „Gorge Wanderer“ als Begleiter prägnanter in Erscheinung tritt.

Namensgebend für das Album ist „Guiding Light“. Dunkle Färbungen erleben wir zu Beginn. Zugleich verharrt das Stück in einem gemäßigten Tempo. Helle musikalische Aquarellierungen erhält das Stück nicht nur durch James Muller, sondern vor allem durch Adam Page. Ja, das Saxofon ist im Jazz, was die E-Gitarre im R&B ist. Und das lässt sich auch bei den vorliegenden Aufnahmen nicht wegwischen, obgleich die Dominanz des Holzbläsers nicht so überbordend wie bei anderen Bands ist. Und auch der Bassist ist im vorliegenden Stück mit zarten Saitennuancen zu erleben, ehe dann der Keyboarder die musikalischen Linien weich zeichnet. In wenigen Sequenzen scheint es einen Brückenschlag zu Lars Danielssons Liberetto zu geben, aber das sind wirklich nur Bruchteile eines Moments. In „With One L“ röhrt James Muller mit seiner Gitarre ein wenig. Dazu ist ein leichter Funk-Rhythmus zu erleben. Es groovt zudem, und dazu trägt Adam Page ganz wesentlich bei. Wer beim Zuhören nur mit der Fußspitze wippt, der ist wirklich fehl am Platz. Wir erleben nämlich durchaus Tanzbares und vor allem ein fulminantes, explosives Gitarrensolo, das der Blütezeit des Rocks 1970er Jahre entsprungen scheint. Ein steter sensibler Begleiter ist nicht nur im Schlussstück der Bandleader Ben Todd. Er gibt seinen Mitspieler viel Raum der expressiven Entfaltung, so auch zum Beispiel bei „With One L“ dem Keyboarder.

© ferdinand dupuis-panther


Infos

http://www.bentodd.com.au/about
http://www.bentodd.com.au/listenandwatch
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