Barbara WIERNIK – Ellipse

Barbara WIERNIK –  Ellipse

B

Spinach Pie Records

Die Instrumentierung auf dem Album der Vokalistin Barbara Wiernik  ist eher ungewöhnlich. Wir hören neben der Vokalistin die Klarinettistin Hélène Duret, die Cellistin Sigrid Vandenbogaerde und den Vibrafonisten und Marimbaspieler Bart Quartier. Die beiden zuletzt genannten Musiker haben einen durchaus klassischen Hintergrund.

Die Musik und die Arrangements sind dem Gitarristen und Label-Gründer Alain Pierre zu verdanken. Für die Texte und gleichwohl auch für die Musik zeichnet Barbara Wiernik verantwortlich.  Der Name des Albums hat zweierlei Bedeutung: In der Sprachwissenschaft redet man von Ellipse, wenn in Redewendungen Satzteile ausgespart werden. In der Geometrie beinhaltet eine Ellipse eine  geschlossene Kurve, die die Form eines gestauchten Kreises hat und um zwei feste Punkte, die Brennpunkte, verläuft. Mit anderen Worten: Man könnte dabei auch von einem Raum reden, der von einer  Linie umschlossen wird. Und mit was wird der Raum gefüllt? Auf dem Album gewiss mit Stimmpoesie und kammermusikalischen Anmutungen. Das ist vor allem der Instrumentierung mit Klarinette und Cello geschuldet. Dabei wird bereits beim ersten Track namens „Like a Morning Song“ deutlich, dass die Instrumentalisten nicht schmückendes Beiwerk für das Vokale sind, sondern eigenständig agieren und sich auch entfalten, neben dem lyrischen Vortrag und dem Scat Vocal von Barbara Wiernik. Mit diesem Scat Vocal „instrumentiert“ sich die Vokalistin, stellt sich neben die Mitmusiker, vor allem neben den Marimbafonspieler.

Sonores vereint sich mit Kristallklang bei „Land of Poetry“, ehe dann die Vokalistin mit ihrem hellen Sopran eine weitere Farbnuance hinzufügt. Derweil agieren Vibrafonist und Klarinettistin in ihren Stimmlagen im Hintergrund, sorgen für einen dicht gewobenen Klangteppich über dem das Vokale dahinschwebt. In Bassgefilden gleitet die Klarinettistin dahin und setzt dem Stück ihren Prägestempel auf. Und am Ende wird auch der vibrierende Klang des Cellos hörbar. Die Cellistin ist es auch, die mit ihrem Saitenzupfen den Beginn von „Crazy Circle“ dominiert. Doch dann stimmen Marimbafon und Klarinette mit in den „Chorus“ der Instrumentalisten ein. Auch in diesem Stück hat Barbara Wiernik mit ihrem Gesang einen wesentlich Anteil an der musikalischen Inszenierung, aber eben nicht ausschließlich. Stets haben die Instrumentalisten auch das Wort, vor allem die Klarinettistin, die ein Spiel einem Hummelflug gleich an den Tag legt.

Tieftöniges vernimmt man bei „Tame the Beast“, bevor die Vokalistin ihren Gesang beginnt. Zugleich sind in diesem Stück auch die gestrichenen Cellopassagen wesentlich, ganz abgesehen vom perlenden Vibrafon. Im Weiteren entfaltet sich das kristalline Rinnen des Vibrafons solistisch, ehe dann das gestrichene Cello „kommentierend“ ins Geschehen eingreift und beim Hören Assoziationen an klassische Musik weckt.  Das Zusammenspiel, man möchte sogar von einer verwobenen Struktur zwischen Klarinettistin und Vibrafonist sprechen, ist neben dem Vokalen für „Color Blind“ kennzeichnend. Zugleich bekommt der Vibrafonist im Fortgang des Stücks Raum, um an seinem Schlagwerk zu brillieren. Erneut überzeugt  bei diesem Stück Barbara Wiernik mit Scat Vocals bis in die höchste Stimmlage, ohne das die Stimme kippt oder bricht. Mit sphärischen Exkursionen besticht „What if“ zu Beginn, bevor das Stück sehr rhythmisiert eine Fortsetzung findet und bei dem eingefügten Klarinettensolo in die Nähe von Klezmerwehmut rückt.  „Bird of Sukhotai“ bildet schließlich den Abschluss des Albums.

© ferdinand dupuis-panther





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