Axel Kühn Trio Zeitgeist

Axel Kühn Trio Zeitgeist

A

Double Moon DMHCR71173

„Zeitgeist? Ist das nicht dieser trügerische Begriff, der die Denk- und Fühlweise einer ganzen Generation beschreiben soll, der die Eigenarten einer bestimmten Epoche beziehungsweise den Versuch der jeweiligen „Zeit“-Genossen, sich diese zu vergegenwärtigen, abbildet?“ So lesen wir es in den Liner Notes. Und was verbindet Axel Kühn mit dem Begriff, der beinahe schon inflationäre Verwendung findet? Ist vegan Zeitgeist? Ist erzkonservativ sein Zeitgeist? Ist „Refugees Welcome“ Zeitgeist? Ist Jennifer Rostock Zeitgeist? Oder sind ganz andere gesellschaftliche und soziale Phänomene Zeitgeist? Sind zum Beispiel die Generation YouTube und Spotify Zeitgeist und die Generation Smartphone auch? Ist schließlich Jazz Zeitgeist oder doch nur eine Nische für Kopfgeburten? „Der Zeitgeist, das ist etwas ganz Aktuelles“, definiert es Axel Kühn. „Eine Sache, die viele Menschen gerade in diesem Moment interessiert.“ Und weiter äußert sich Axel Kühn mit folgenden Worten: „Wir möchten nicht die x-te Variante der klassischen Pianotrios sein, die allzu häufig wie Brad Mehldau klingt und diesen typischen Jazzansatz draufhat.“

Und was macht der Kontrabassist Axel Kühn mit seinen Dauerpartnern Ull Möck am Piano und Marcel Gustke am Drums? Es scheint, dass sie ihr Heil in einprägsamen Melodien aus Pop und Rock suchen, um so dem Jazz eine Art Frischzellenkur zu verpassen. Doch wird das dazu angetan sein, junge Menschen unter 30 für Jazz zu begeistern? Man muss abwarten, denn bisher bestimmt die Generation 65Plus! die Zuhörerschaft beim Jazz.

Mit „Origami Crane“ wird das Album eröffnet. Vorgeführt wird „Serious Nonsense“. Wir erleben „Zeitgeist“ musikalisch, erfahren etwas zur „Chaos Theory“. „Step By Step“ wurde ebenso eingespielt wie als letzter Song des Albums „Faded Flowers“.

Ull Möck lässt die Töne aus den Tasten springen, wenn es um den „Origami-Kranich“ geht. Zugleich dringen auch fließend-rauschende Klangfolgen an unser Ohr, derweil die Basshand für ein gewisses rhythmisches Schema sorgt. Vokales steuert der Kontrabassist Axel Kühn zum „Origami Crane“ bei. Brummig gibt sich der Bass in den Händen des Komponisten Axel Kühn, der federführend für fast alle Songs ist. Dabei lässt Axel Kühn allerdings seinen Mitstreitern Raum für musikalische „Ausschweifungen“. So darf Ull Möck sein Tastenmöbel ein wenig zum Tanzen bringen, wirbelt Marcel Gustke an seinen Becken wie ein Berserker. Gebundenes und Ungebundenes wechseln sich ab. Beim Zuhören denkt man vielleicht weniger an die japanische Papierfaltkunst als vielmehr an einen abwechslungsreichen Tag mit viel Sonne, den man entspannt in einem Park beim Grillen und Federballspiel verbringt. Kinder toben sich auf ihren Rollerskates aus. Die Riesenrutschen sind stets belegt. Das Planschbecken wird zum Pool für die Kleinen. Summer in the city …

Nicht zu überhören ist das Agieren der Basshand von Ull Möck zu Beginn des Songs „Serious Nonsense“. Mehr Beckenschwall als vibrierendes Fell ist zu vernehmen. Auch dieser Song kommt sehr beschwingt daher. Er könnte vom vorhandenen Grundthema auch gut und gerne der Feder eines Singer/Songwriters entstammen. Ein Auf und Ab, ein Hin und Her ist bildhaft das, was im Weiteren zu hören ist, wenn das schwarz-weiße Tastenmöbel angespielt wird. Auch perlender Klangfluss ist mit im Spiel, während das Schlagwerk ganz stoisch seinen Rhythmus hält. Sprunghafte Klangschemata kommen ergänzend hinzu. Wie auch in Songs zuvor werden die Klangfarben vom Piano bestimmt, während Bass und Schlagwerk nur Beiwerk zu sein scheinen.

Mit klassischer Attitüde kommt „Dark Light“ daher. Im Kern ist der Song als lyrisch zu charakterisieren. Axel Kühn tritt in diesem Stück solistisch prägnant in Erscheinung. Feine Akzente setzt dabei Ull Möck am Piano. Ihm obliegt es, den lyrischen Flusslauf zu erweitern und mit Phrasierungen das Klangbild auszubauen. Anschließend folgt die „Ode“ an den „Zeitgeist“: Behäbig zeigt sich der Kontrabass. Pulsierende Lebensfreude vermittelt hingegen der Pianist an seinen schwarzen und weißen Tasten. Die Devise scheint zu lauten: „Vorwärts, immer vorwärts und nie zurück.“ Eine gewisse Zügellosigkeit ist dem Spiel eigen. Freiheit scheint im Fokus zu stehen. Losgelöst und beinahe entfesselt entwickelt sich die Melodielinie, die Ull Möck verantwortet.

Wird denn nun mal das musikalische Gefüge wenigstens für „Chaos Theory“ aufgebrochen und durch freie Formen eingefangen? Freie Formen sucht man jedoch vergeblich. Chaos ist nicht einmal in Ansätzen zu entdecken. Alles scheint geordnet und in Ordnung. Die springenden Klangwellen, die wir auch schon als Charakteristika anderer Kompositionen ausmachen konnten, finden sich auch bei diesem Song. Allerdings wurde dem Song auch ein wenig groovige Würze beigemischt.

Insgesamt ist das Album aus einem Guss. Allerdings hatte sich der Rezensent ab und an eher freie musikalische „Eskapaden“ gewünscht und diese auch erwartet, vor allem angesichts des nachfolgend nochmals ins Gedächtnis gerufenen Zitats: „Wir möchten nicht die x-te Variante der klassischen Pianotrios sein, die allzu häufig wie Brad Mehldau klingt und diesen typischen Jazzansatz draufhat.“

Text: © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
Double Moon
http://www.doublemoon.de

Axel Kühn Trio
http://www.axelkuehntrio.com


In case you LIKE us, please click here:



Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications





Hotel-Brasserie
Markt 2 -
8820 TORHOUT

 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Pedro Soler
(08/06/1938 – 03/08/2024)
foto © Jacky Lepage


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Jeroen Goddemaer
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Chris Joris
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst