Awake - Aubes et Crépuscules
A
Jazz and People
Das vorliegende Album, dessen Titel übersetzt „Morgenlicht und Abenddämmerung“ lautet, ist das dritte Album der Band AWAKE, die ob ihres Hangs zum Lyrischen geschätzt wird. Alle Kompositionen sind dem Saxofonisten Romain Cuoq und dem Gitarristen Anthony Jambon geschuldet. Sie haben sich zur Aufgabe gestellt, mit Klangfarben die Färbungen des Himmels in der Dämmerung und der Nacht sowie im ersten Morgenlicht nachzuempfinden. Das Poetische von Morgenlicht und Abenddämmerung fängt auch das ein wenig mysteriös erscheinende Albumcover ein, das von Paul Rousteau gestaltet wurde. Wir sehen schlieriges verlaufendes Rot, das an Jackson Pollocks Drippings erinnert. Der Hintergrund ist feurig gelb und grell – welch ein Farbkontrast.
Wir hören auf dem aktuellen Album die Kompositionen “Lueur“ („Glühen”) ebenso wie „Tourbillon“ („Wirbelwind”) - bei beiden Stücken ist die Sängerin Anne Sila zu hören, die als Gast zur Band AWAKE stieß. Auch von “Rêverie” - Träumerei - ist auf dem Album die Rede. Obendrein gehören auch nachstehend genannte Kompositionen zum Repertoire der Band: „A Bird With No Word“, „Grey Day“ (feat Anne Sila) und „Speak The Unspoken“ sowie „Balance“ (feat. Bastien Picot).
Lauscht man dem Gitarristen und Saxofonisten bei „A Bird With No Word“, so hat man den Eindruck, musikalisch werde der Flügelschlag eines schwirrenden Kolibris und zudem die kräftigen Schläge von Graugänsen während des Formationsfluges imitiert. In einigen Passagen muten die Gitarren-Läufe so an, als würden sie von Mark Knopfler und der Filmmusik für „Local Hero“ beeinflusst sein. Das Windinstrument zeigt sich so, als wehe ein leichter, steter Wind. Lau ist die Brise und durchaus sommerlich. Das passt auch in der eher hellen Klang-Tönigkeit gut zur Gitarre, die Anthony Jambon zum Wohlklingen bringt. „Among other things“ zeichnet sich durch ein lebendiges Basssolo aus, unter dem als „zweite Stimme“ der Saitenlauf der Gitarre liegt. In den Reigen der Instrumente fügt sich die Stimme Anna Pilas harmonisch ein. Getragenheit ist ebenso auszumachen wie der Ansatz zum unbeschwerten Leben, festzumachen unter anderem am perlenden Piano-Solo.
Samtene Klänge umfangen uns bei „Grey Day“, dank an den Saxofonisten Romain Cuoq. Gar so grau scheint der Tag dann doch nicht ausgefallen zu sein. Eine gewisse Emsigkeit legen Bass und Piano an den Tag, so als gelte es schnell etwas zu erledigen. Im weiteren Verlauf drängt sich die Vorstellung auf, dass sich nun doch ein Unwetter ankündigt. Windwalzen ziehen dahin. Das setzen der Drummer Nicolas Charlier und der Gitarrist Anthony Jambon jeder auf seine Weise um.
Zu „Rêverie” („Träumerei“) laden die Musiker ihre Hörer auch ein, ob zu Tagträumereien oder zu Nachtträumen sei dahingestellt. Eine dichte Klangwolke umfängt uns. Mit klassischen Anmutungen drängt sich der Bassist Florent Nisse auf. Wer sich noch an „Albatros“ von Fleetwood Mac erinnert, an diese langen Sequenzen, die das schwerelose Segeln in der Thermik einfangen, der wird bei diesem Stück Ähnliches vorfinden. Das Träumen liegt weitgehend in den Händen des GitarristenAnthony Jambon. Ihm verdanken wir einen weit gespannten Klangbogen in bunten Farben. Auch das sonst eher widerborstig agierende Saxofon zeigt sich von der weichen Seite. Auf melodischen Wolken schweben wir beim Hören dahin, lassen Gedanken frei schweifen, genießen Momente des Fallenlassens.
Zum Schluss noch ein Wort zu „Tourbillon“ („Wirbelwind“): Kann man angesichts des Titels Furioses und Ekstatisches erwarten? Bereits bei den ersten Riffs wissen wir, dass es keinen mitreißenden Wirbelwind gibt. Eher verbreitet Anthony Jambon auf seiner Gitarre und anschließend Romain Cuoq auf dem Saxofon ein frühlingshaftes Lüftchen. Vom Sturm im Wasserglas kann eh nicht die Rede sein. Auch wenn Klavier und Bass musikalisch Regie führen, evozieren sie nur einen sachten Lufthauch. Die Stimme von Bastien Picot ist als Instrument eingebunden in den übrigen Klangfluss. Am ehesten muss man als Zuhörer an einen warmen Wind denken, der von der Sahara übers Mittelmeer nach Europa zieht, also an einen Scirocco.
Text: © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht Public Commons.
Informationen
Line-up
Romain Cuoq, tenor saxophone
Anthony Jambon, guitar
Leonardo Montana, piano
Florent Nisse, double bass
Nicolas Charlier, drums
+ guests Anne Sila and Bastien Picot, voices
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