Avi Darash: Impermanence
A
Self Produced
Für sein Debütalbum greift der in Amsterdam heimische Avi Darash auf ein klassisches Trio zurück, in dem er am Klavier zu hören ist. Seine musikalischen Wegbegleiter sind Avri Borochov (Double Bass) und Ofri Nehemya (Drums). Doch Avi belässt es nicht bei einem klassischen Jazztrio, sondern er hat sich noch vier weitere Musiker für die Einspielung des Albums ins Boot geholt, alle an Streichinstrumenten zu hören: Arlia De Ruiter (1st violin), Sarah Koch (2nd violin), Norman Jansen (viola) und Jascha Albracht (cello).
Mit „Happiness“ eröffnet das Trio den musikalischen Reigen, setzt diesen mit „Lullaby For Bendavid“, also einem Kinder- bzw. Wiegenlied, fort und präsentiert weiterhin nachstehend genannte Kompositionen, u . a. „The Day After“, „Nothingness“ sowie „Power to the Peaceful“. Vorgetragen werden „A Three Day's Journey“ und „The Shepherd of Dreams“, aber auch „Mahamudra“ und abschließend „Impermanence“.
Hier ein sprudelnder Klangquell, dort ein rasch fließendes Klangrinnsal, so könnte man bildhaft umschreiben, was die Komposition „Happiness“ ausmacht. Der Schwerkraft, der Schwere und dem Erdgebundenen zu entkommen, scheint sich das Trio auf die Fahnen geschrieben zu haben. Tänzerische Anmutungen kann man ausmachen und dabei nicht nur an Degas' Tänzerinnen denkend Auch andere Künstler wie Rik Wouters und Bernhard Höger haben sich mit dem Tanz bildhauerisch befasst. Dabei wird schon deutlich, dass der Ausdruck des Sich-Lösens im Vordergrund steht. Das gilt in ähnlicher Weise für die Musik des Trios.
Sprunghaft ist die Linienführung in dem Kinderlied, das als zweite Komposition auf dem Album zu finden ist. Man denke mal an das Himmel-und-Hölle-Spiel und das Hopsen von Feld zu Feld, um sich ein Bild von der musikalischen Artikulation des Avi Darash Trios zu machen. Auch Fangen und Verstecken finden sich in dem sehr umtriebigen Spielansatz des Trios wieder.
„The Day After“ klingt schon vom Titel her so, als ginge es um den Tag nach einer Katastrophe oder nach einem Schicksalschlag. Die Komposition changiert zwischen Schwere und Leichtigkeit, was auch am Spielansatz von Avi Darash liegt, der seine ausgefeilte Basshand ebenso gekonnt einsetzt wie das perlende Tastenspiel der anderen Hand. Das Schwermütige kommt dann in „Nothingness“ zum Tragen, wahrscheinlich auch bedingt durch den Einsatz der Streichformation bzw. des Cellospielers. Doch das Schwermütige wird im Laufe des Stücks weggeschoben, jedenfalls für wenige Momente, in den Avi Darash dem Ungebändigten freien Lauf lässt. Danach gleitet die Komposition erneut ins Lyrische, wenn auch nicht gar so ins Melancholische wie zu Beginn von „Nothingness“.
Die Streichergruppe eröffnet „Power to the Peacefull“, ein Stück, das mich von den Stimmungen her an Kompositionen von Edvard Grieg und Jean Sibelius erinnert, an Teile von „Peer Gynt“ und „ Karelia Suite“. Insgesamt ist der kammermusikalische Charakter des Stücks nicht zu überhören. Wehmütig, traurig und niedergedrückt klingen weite Passagen der Komposition, die bezüglich der Klangfarben von den Streichern bestimmt wird, auch wenn ein Klaviersolo eingestreut wurde.
Mit „Mahamudrah“ berühren wir den tibetischen Buddhismus. Es ist die Grundlage, auf derdie Meditationspraxis beruht. Doch wer einen weichen gleichbleibenden Klangfluss erwartet, muss sich eines Besseren belehren lassen. Gewiss, es ist wohl eines der anfänglich nachhaltig lyrisch geprägten Stücke des Albums, aber das Sprunghafte nimmt im Verlauf des Stücks mehr und mehr zu. Wellenförmige Melodieformen nehmen wir war, auch durchaus im Diskant. Darunter liegt eine „rollende Basshand“, im Sinne der Abfolge von tonalen Wellen, die sich überschlagen.
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Avi Darash
https://www.avidarash.com/