Arik Strauss Trio - Closing The Circle
A
self produced
Dass die Musik von Arik Strauss durchaus biografische Züge aufweist, kann man einem entsprechenden Text von Strauss entnehmen. „Through the sounds, the melodies and harmonies I tell a story, the story of my life. In coming to Berlin, I have, in a way, closed a circle or even two. My father’s family left Germany when the horrors of the Second World War were about to break and by coming here, I feel I am closing a circle that was left open then. My own musical circle opened in Jerusalem, passed through New York – where I studied and created for 12 years – Paris, Israel and now Germany and it is not yet completely closed for as long as I keep composing and playing.“
Nun also ist die deutsche Hauptstadt der Lebensmittelpunkt von Strauss. Hier formte er auch sein Trio, bestehend aus dem Drummer Andrea Marcelli – für diesen schrieb Strauss „For Andrea“ – und dem Bassisten Jonathan Robinson. Als Gastmusiker tritt auf dem vorliegenden Album Joe Kucera in Erscheinung, der mit seinem Saxofon eine zarte Note zu „Song for Amy“ beisteuert. Zudem ist bei einigen Songs wie auch bei „Song for Amy“ die Ehefrau von Arik Strauss, Sigal Adler-Strauss, mit ihrer Gesangsstimme präsent. Diese ist im genannten Song als eine instrumentale Ergänzung im hohen Sopran zu begreifen.
Auf dem Album ist ein Stück auch einem Nachbarn gewidmet, der kein Verständnis für Jazz hat und versuchte, das Musizieren von Arik Strauss zu unterbinden. Vergebens. „ Nicht so laut“ lautet der Titel der Kompositionen. Auch dies ist ein musikalischer Schnipsel, den Arik Strauss anderen hinzugefügt hat. So entsteht ein musikalisches Kaleidoskop, das aus dem Alltag schöpft. Zu diesem Kaleidoskop gehören auch die nachstehend genannten Kompositionen: „Morning Glory“, „Bad Harzburg“ - entstanden wohl nach einer Harzreise - „Closing the Circle“, „Off to Berlin“, „Serenity“ und „Tears of Joy“.
Zu Beginn des Albums geht es um den Kreisschluss, „Closing the Circle“. Feinmaschige Klangschlaufen webt der Pianist Arik Strauss zusammen, dabei nicht die Basshand vernachlässigend, wenn auch eher im Diskant unterwegs. Gar nicht behäbig fügt der Bassist des Trios sein Solo ein, dabei die Klangschlaufen weiter spinnend, die Strauss zu verweben begonnen hat. Kurz sind die Schlagwerkzwischenspiele. In der Fortsetzung folgt auf den Eröffnungstitel des Albums dann das streckenweise balladenhafte Stück „Morning Glory“. Lauscht man den kristallinen Klängen zu Beginn, so drängt sich der Eindruck eines Morgens auf, bei dem der Tau von den Grashalmen perlt oder sich feine Eiskristalle am Geäst gebildet haben, die langsam vergehen. Nach und nach hebt sich die Sonne, ein strahlender Tag nimmt seinen Lauf. Alles geht seinen Gang, ohne Hektik, sondern im steten Fluss.
Nein „For Andrea“ ist nicht allein auf ein Schlagwerksolo fokussiert, obgleich für den Drummer des Trios von Arik Strauss geschrieben. Eher scheint in diesem Stück Arik Strauss‘ Vorliebe für Erroll Garner und Thelonious Monk durchzuscheinen, oder? Umtriebig zeigt sich Jonathan Robinson am Tieftöner, dem er „Saitenstakkatos“ entlockt. Ja, und dann ist endlich auch der Drummer am Zug, lässt die Bleche schwirren und die Felle dumpf schwingen. Wirbel an Wirbel wird gesetzt. Straight ahead Jazz ist auch dieses Stück.
Musikalisch geht es nachfolgend nach „Bad Harzburg“. Getragen kommt das Stück daher. Man muss beim Zuhören an einen faulen Tag mit „Waldbaden“ denken. Geruhsamkeit wird zum Ausdruck gebracht. Kontemplation steht auf dem Programm und nicht das Kilometer fressende Wandern in einem bekannten deutschen Mittelgebirge. „Bad Harzburg“ klingt auch eher nach Kuraufenthalt, nach Wellness, nach Wohlsein abseits sportlicher Anstrengungen wie Mountainbiking. Von den Harmonien her scheint Strauss mit dieser Komposition an die Standards der 40er und 50er Jahre anzuknüpfen.
Im weiteren hören wir außerdem „Off to Berlin“. Dieses Stück zeigt sprudelnde Lebensfreude. Funky, funky, funky ist in Ansätzen auszumachen. Beim Zuhören kann man vor dem geistigen Auge die Lichter der Großstadt funkeln sehen, hier und dort Neonreklame im Großstadtdschungel. Berlin ist eine Stadt, die 24 Stunden tanzt, so scheint es Arik Strauss zu suggerieren.
Erfahrungen eines Musikers in der Großstadt und der Umgang mit wenig nachsichtigen Nachbarn bündelt Strauss in „Nicht so laut“. Wer da nun denkt, Strauss haut hier mit aller Energie in die Tasten, der irrt. Im Gegenteil, die leisen Töne stehen neben sehr dezentem Latin Fever im Vordergrund. Ist es ein Samba-Pattern, das wir hören? Jedenfalls wäre auch dies kein Grund zur Aufregung und zu einem Nachbarschaftsstreit.
„Tears of Joy“, also Freudentränen werden vergossen, ehe das Album mit „Neve Tzedek“ abgeschlossen wird. Auch im balladesken „Tears of Joy“ steuert Sigal Adler-Strauss wie in „Song for Amy“ mit ihrer Stimme eine besondere Klangnote bei. Wer Straight ahead Jazz schätzt, der kommt bei diesem Album ganz bestimmt auf seine Kosten!!
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen