Ant Law - Life I Know
A
Edition Records EDN1119
Nun liegt das lang erwartete dritte Album von Ant Law vor: „Life I Know“, für das Law herausragende britische Musiker um sich scharte. Der Gitarrist Law, unter anderem auch Mitglied des Tim Garland Quartetts und Quintetts, spielte die aktuelle Veröffentlichung mit Mike Chillingworth (alto saxophone), Ivo Neame (piano), Tom Farmer (double bass) und James Maddren (drums) ein.
Aufgemacht wird das Album mit „Movies“, gefolgt von „Searching“ und „Aquilinus“. Der musikalische Bogen wird mit den Kompositionen „The Act Itself“ und „Credits“ harmonisch geschlossen.
Wer denn meint, dass ein Bandleader, der Gitarrist ist, sein Instrument zum Leitinstrument macht, muss sich beim Hören des Albums eines Besseren belehren lassen. Die Eröffnung von „Movies“ liegt klanglich in den Händen des Altsaxofonisten des Ensembles, erst im weiteren Verlauf greift Ant Law zur Gitarre und lässt sie wimmern, heulen, knurren und jaulen. Das steht ganz im Gegensatz zu dem wellig-sanften Klang des Saxofons, das nachfolgend die Regie des Klanggeschehens an sich nimmt.
Bei der Eröffnung von „Searching“ meint man sich zeitweilig an Crosby, Stills, Nash and Young erinnert. Wie das Flattern einer Fahne im Wind lässt Mike Chillingworth sein Saxofon erklingen. Unaufgeregt ist das Spiel, begleitet von dramatischen Klaviersetzungen ganz zum Schluss. Fortgesetzt wird derartige Klangsetzung in „Aquilinus“. Dabei hat man obendrein den Eindruck, Zerbrechlichkeit treffe auf solide Fundamente. Diese Fundamente gestalteten das Saxofon und ein zurückhaltender Bass sowie eine in Tiefen gründelnde Gitarre.
Lässt man die ersten drei Kompositionen des Albums Revue passieren, so gewinnt man den Eindruck der Formel „Jazz ist Saxofon“ bzw. „Saxofon ist Jazz“. Doch dieser erste Eindruck täuscht ein wenig, da es sich Ant Law zum Beispiel nicht nehemen lässt, bei „Aquilinus“ Saitenwogen vor uns entstehen zu lassen, einschließlich Meeresgurgeln, Wellenschlag und Gischtkronen, also dem Stück seinen Saitenstempel aufzudrücken. Law antwortet dann der Saxofonist auf seine Weise, allerdings mit einer sehr deutlichen Nachdrücklichkeit. Und ein kleines Schlagzeugsolo konnte in dieses Stück auch noch eingewoben werden, das allerdings wie die vorherigen von den Farben des Saxofons und nachgeordnet der Gitarre bestimmt ist.
„Pure Imagination“ vermischt feinsten „akustischen“ Gitarrenklang mit leichten sphärischen Klangschlieren. Es scheint, als wolle Ant Low uns Weite und grenzenlosen Blick nahebringen – und das ohne seine Bandkollegen. Die Welt des indischen Gesangs und der Ragas eröffnet sich bei der Einführung zu dem Stück „Laurvin Glaslowe“. Dabei sind auch Glöckchen und lautmalerisches Tumtatum und Diemi oder Tackedadum mit im Spiel, abgesehen wohl von der für indische Musik so typischen Klang einer Shruti Box. Das „Hauptstück“ hat dann in der Instrumentierung gar nichts mehr von dieser „Raga-Einführung“. Im Gegenteil Ant Law lebt sich hier völlig aus, ehe er Raum für den Pianisten freigibt, der sich in einem bewegten Spiel zu Wort meldet, suchend und auskundschaftend. Nachfolgend antwortet Ant Law darauf mit aller Klangmacht. Und dann, ja dann taucht am Ende des Stücks auch wieder indischer Lautgesang für den Bruchteil eines Moments auf.
Ist da in „The Act Itself“ nicht auch eine Klarinette zu hören? Wandelt die Gitarre da nicht auf sehr feintönigen Wegen? Braust da nicht ein Saxofon auf? Ist das überhaupt noch ein Altsaxofon, das zu hören ist oder doch ein Tenorsaxofon, das sich in freien Formen auslebt? Gewiss, aus diesen Elementen besteht die Komposition, die in einer Melange aus gebundenen und ungebundenen Formen zu bestehen scheint. Und das Finale gehört dann: „Credits“.
Text: © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons!
Informationen
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