Ansgar Specht: Some Favourite Songs
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DMG
Der aus dem westfälischen Harsewinkel stammende Gitarrist Ansgar Specht wird auf der aktuellen Einspielung von dem niederländischen Hammond B3-Organisten John Hondorp und dem in Hamburg lebenden Schlagzeuger Markus Strothmann begleitet.
Dieses Dreiergespann widmet sich mit dem jüngsten Album im weitesten Sinne selten gespielter Stücke aus dem Great American Songbook. Mit „These are Soulful Days“ (Cal Massey) macht das Album auf, präsentiert „Lean Years“ (Pat Martino) und "Fotografia" (A.C. Jobim), ehe mit "Leave"eine Komposition von Markus Strothmann auf dem Programm steht. Auch eine „Verbeugung“ vor Wes Montgomery findet sich auf dem aktuellen Album. „Lament“, eine Arbeit des Bebop-Posaunisten J. J. Johnson, bildet das Finale. Jazzkenner wissen, das Cal Massey nicht nur ein Jazztrompeter, sondern auch ein politischer Aktivist war, der sich für die Rechte der Afroamerikaner einsetzte. Er spielte mit John Coltrane ebenso wie mit McCoy Tyner. Seine Kompositionen wie „These Are Soulful Days“ wurden von Lee Morgan, „Bakai“ von John Coltrane und „Cry of My People“ von Archie Shepp eingespielt. Pat Azzara in Philadelphia im Jahr 1944 geboren und besser bekannt als Pat Martino ist ebenso wie Ansgar Specht Jazzgitarrist und „steuerte“ für das aktuelle Album sein Werk „Lean Years“ sprich „Magere Jahre“ bei. Überaus bekannt ist der Jazzgitarrist Wes Montgomery, dessen „Road Song“ das Dreigestirn für das Album einspielte. Wes hatte diesen Titel 1968 aufgenommen. In seiner Diskografie finden sich aber auch ein Monk-Stück wie „Round Midnight“ oder "Impressions” (John Coltrane), sprich auch Wes Montgomery stand mit beiden Beinen fest verwurzelt in der Jazzgeschichte. Muss man zu A. C. Jobim noch Worte verlieren? Wer eigentlich kennt dessen „The Girl from Ipanema“ nicht? Wohl jeder kennt diesen Evergreen des brasilianischen Jazz. Doch Ansgar Specht verzichtete bei seinem Album auf derartige „Ohrwürmer“. Stattdessen wählte er seine Lieblingsstücke aus dem umfänglichen Kanon des Jazz aus.
Weich und einschmeichelnd ist der Klang der Gitarre in den Händen von Ansgar Specht, wenn die ersten Takte von „These are Soulful Days“ erklingen. Verhalten und im Hintergrund agiert Markus Strothmann am Schlagwerk, während John Hondorp paraphrasierend auf Angar Specht eingeht. Dabei perlen die auf der Hammond-Orgel angestimmten Klangsequenzen an unser Ohr. In dieses Spiel fällt Ansgar Specht nachdrücklich ein, wenn er das „Vorfeld des Klangraums“ betritt. Mit einer Portion Groove kommt der „Road Song“ daher, ohne dass Ansgar Specht den Spielstil von Wes Montgomery kopiert. Ja, man kann sich bei geschlossenen Augen vorstellen, dass Montgomerys Komposition durchaus für ein Road Movie taugt. Wilde Verfolgungsjagden sind allerdings dabei nicht vorgesehen. Der flockige Klangteppich, über den sich das Gitarrenspiel ausbreitet, wird durch die Hammondorgel geschaffen, die John Hondorp mit Sinn für Timing und Akzentuierung spielt.
Recht flott geht es in „Lean Years“ zu. Wären noch Bläser im Einsatz, könnte man durchaus den Begriff funky ins Feld führen. Vor dem geistigen Auge kann man sich schaukelnde Jollen im Wind vorstellen oder auch Freizeitkapitäne im Tretboot auf der Hamburger Außenalster. Irgendwie verführen die Harmonien des Stücks dazu, an sommerliche Leichtigkeit zu denken.
Denkt man an südamerikanische Musik, dann wohl zumeist an Samba, Son, Salsa oder Tango, aber auch an Bossa nova, insbesondere wenn der Komponist kein Geringerer als A. C. Jobim ist. Fürwahr auch in „Fotografia“ entdeckt man brasilianische Lebensfreunde und Rhythmik, die uns das Trio Specht/Strothmann/Hondorp präsentiert. Eine besondere Klangfarbe steuert dabei John Hondorp mit der Hammondorgel bei, deren vibrierender Klang Grundlage für die Gitarrensequenzen ist, die Ansgar Specht zu verdanken sind.
Irgendwie klingt Markus Strothmanns „Leave“ im übertragenen Sinne nach „Autumn Leaves“, voller Schwermut und Sehnsucht. Zu dieser Stimmung trägt auch Ansgar Specht mit seinem Fingerspiel auf den Gitarrensaiten ganz wesentlich bei. Zum Schluss noch ein Wort zu „Lament“. Nur wer die Aufnahme des J J Johnson & Kai Winding Quintetts gehört hat, bei der die beiden Posaunen sehr dominant sind, wird diese vermissen, hört er die Aufnahme von Ansgar Specht. John Hondorp übernimmt dabei den Part der Posaune ebenso wie Ansgar Specht, die „sich beide in musikalischer Trauer ergehen“. Der Duktus entspricht dabei weitgehend dem Original, auch wenn eine andere Klangpalette vorhanden ist. Ansgar Specht reiht sich mit seiner Veröffentlichung in die Reihe derer ein, die sich um die Roots des Jazz kümmern oder wie der Posaunist Nils Wogram mit seiner Band Root 70 um die „simplen Popsongs der Jazzgeschichte“. Schließlich kommt es darauf an, wie man spielt und nicht unbedingt was.
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Ansgar Specht
Interview
Markus Strothmann
http://www.markusstrothmann.com
Interview
http://www.jazzhalo.be/interviews/markus-strothmann-im-gespraech-mit-dem-schlagzeuger/
John Hondorp
https://www.facebook.com/john.hondorp