Andrew Dickeson - Groove!
A
self produced
Der Schlagzeuger Andrew Dickeson, der Bassist Rodney Whitaker und der Pianist Wayne Kelly haben als klassisches Trio das aktuelle Album aufgenommen. Auf ihm finden sich Kompositionen wie „I’m Old Fashioned“ (Jerome Kern), „Prelude to a Kiss“ (Duke Ellington), „ All or Nothing at All“ (Arthur Altman) sowie „Take the Coltrane“ (Duke Ellington). Schon diese ersten Kompositionen verweisen darauf, dass Straight-ahead Jazz mit Klassikern der Jazzgeschichte auf dem Programm steht. Das setzt sich im gesamten Album fort, zum Beispiel mit der Komposition „How deep is the Ocean?“ von Irving Berlin. Theolonious Monk wird mit „Bye Ya“ präsentiert und zum Schluss hören wir erneut eine Elington-Komposition namens „Come Sunday“.
Zunächst zitiere ich einige Anmerkungen des Bandleaders Andrew Dickeson zu den aufgenommenen Stücken, die zum Teil von Wayne Kelly arrangiert wurden: „All or Nothing at All“: With this tune I wanted to pay tribute to my teacher, the great Vernel Fournier - it’s our personal take on the iconic “Poinciana Groove”. - „Take The Coltrane“: We cook our way through this Ellington blues - check out how Wayne builds his solo.“ - „How Deep is the Ocean“: Another tasteful, swingin’ arrangement by Wayne.“
Und warum heißt das Album „Groove!“? Hier die Antwort von Andrew Dickeson: “The music we recorded is all about the groove – the energy and the feeling of joy that comes with Jazz at its very best.”
Swing, Swing, Swing – das strahlt dank des lebendigen und akzentuierten, aber nie verwässerten Klavierspiels das Eröffnungsstück „I’m Old Fashioned“ aus. Tänzerische Leichtigkeit vernimmt man, aber stets ist noch Bodenhaftung vorhanden. Vor dem geistigen Auge sieht man Fred Astaire über die Bühne tanzen, elegant und ohne Affektierungen. Genau so ist auch das Spiel von Wayne Kelly, wenn er die Tasten zum klangvollen Sprudeln bringt und hier und da auch Klangfontänen hervorzaubert. Verhalten zeigt sich der Bassist Rodney Whitaker. Auf den Punkt setzt Andrew Dickeson seine feinen rhythmischen Muster, nachhaltig bis zum Ende, auch in kurzen Solointerventionen.
„ All or Nothing at All“ wird ein wenig bluesig, ein wenig balladenhaft, mit einem distinkten Drumming-Muster präsentiert. Zarte Klavierlinien streichen über das markante rollende, walzenartige Setting des Drummings. Im Verlauf des Stücks murmelt dann auch der Bass ein wenig. Ihm haftet ein gewisses Phlegma an, im Gegensatz zur Dynamik, die der Pianist und der Drummer an den Tag legen. Übrigens: "All or Nothing at All" appears on more than 180 albums recorded by more than 150 artists including Count Basie, John Coltrane, Bing Crosby, Bobby Darin, Ella Fitzgerald, Jimmy Dorsey, Tommy Dorsey, Harry James, Oscar Peterson, Frank Sinatra, and Sarah Vaughan.“ Vom Thema her hat dieser 1939 komponierte Standard durchaus etwas von einem Ohrwurm, zumindest hat der Song einen sehr großen Wiedererkennungswert.
Nein, „Take the A-Trane“ steht nicht an, aber Coltrane wird dennoch eine Hommage erwiesen: „Take the Coltrane“. Mit Tempo beginnt das Stück und man vermeint in einem dahin brausenden Zug zu sitzen, der über die Schwellen des Schienenstrangs rattert. Verwirbelte Bleche signalisieren ebenso wie die kaskadierenden Tastenspiele, das es stets voran geht. Also sitzen wir mit Trane im A-Train?
Auch „How Deep Is the Ocean“ ist ein Standard-Klassiker. Wenn man sich die Lyrik vergegenwärtigt, dann ist die Komposition ein Liebeslied: „How much do I love you? / I'll tell you no lie / How deep is the ocean? / How high is the sky? /“. Und so erscheinen die vorgetragenen Linien – das ist im Kern dem Pianisten geschuldet – als hier und da ein wenig rührselig. Das Trio um Andrew Dickeson bemüht sich allerdings auch darum, das Süßliche der Komposition durch swingende Akzentuierungen zu durchbrechen. So erleben wir einen feinen Klangnieselregen, der auf uns niedergeht.
Zwar nicht so intensiv wie bei Monk selbst hören wir bei „Bye Ya“ die besonderen und nur von Monk gespielten Tastensetzungen, teilweise sprungartig, teilweise das Pling und Plong einfangend. So spielt auch Wayne Kelly ganz im Geist von Monk, der dem Jazz zu seiner Zeit eine besondere Note verpasst hat. Bebop und Modern Jazz hat Monk ganz entscheidend geprägt. Übrigens: Andrew Dickeson lässt es sich bei dieser Nummer nicht nehmen, mal ausführlich solistisch in Erscheinung zu treten. Da tanzen die Schlagstöcke über die Felle, ehe dann das Thema erneut in den Vordergrund drängt, dank an Wayne Kelly.
Den Schlussakkord setzt das Trio mit „Come Sunday“. Ellington komponierte das Stück 1942 als Teil einer Suite mit dem Titel „Black, Brown and Beige“: Zur Getragenheit des Stücks denkt man sich einen Wintertag mit grauem Himmel, der Schneefall verheißt. Das alltägliche Leben ist in Winterruhe übergegangen. Alles geht langsam voran. So interpretiert auch das Trio um Dickeson den Ellington-Titel. Zugleich scheint auch etwas Gospelhaftes in dem Song eingebettet: „Don't mind the gray skies 'cause they're just clouds passing by. Lord, dear Lord above, God almighty, God of love, Please look down and see my people through.“ So lautet der Text von „Come Sunday“.
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
http://www.andrewdickeson.com
http://www.andrewdickeson.com/audio.html