Andrea Keller - Transients Volume 1

Andrea Keller - Transients Volume 1

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Self release AK005

Neben der in Melbourne lebenden Pianistin Andrea Keller sind auf dem aktuellen Album nachstehende Musiker zu hören: Flora Carbo (alto saxophone), Julien Wilson (tenor saxophone & clarinet), James Macaulay (trombone), Stephen Magnusson (guitar), Sam Anning (double bass), Christopher Hale (bass guitar), Leigh Fisher (drum set) und James McLean (drum set). Alle Kompositionen des Albums entstammen der Feder von Andrea Keller.

Andrea Keller schuf in einer Serie von Trios das „Projekt Transients“, inspiriert von der musikalischen Philosophie ihres Mentors Allan Browne. Jede der „Versionen“ von „Transients“ ist in der australischen Jazztradition gegründet und beinhaltet Originalkompositionen. Zugleich verdeutlicht das Projekt auch die Verwurzelung in einem kollektiven Ansatz, Musik zu erschaffen. Erstmals wurde „Transients“ im Januar 2016 präsentiert. Nach und nach entstanden zur dem genannten musikalischen Projekt verschiedene Trio-Formationen und schließlich auch größere Zusammenschlüsse von Musikern aus der Szene Melbournes. Ohne die Basis in ortsansässigen Clubs wie dem Uptown Jazz Café wäre ein solches langfristiges Projekt nicht vorstellbar. Auftritte zum Beispiel beim Melbourne Recital Centre, Melbourne Women’s International Jazz Festival, Melbourne International Jazz Festival, Wangaratta Jazz Festival, Ballarat Winter Festival, NGV Friday Nights, and Perth International Jazz Festival waren essentiell für die Fortentwicklung des musikalischen Projekt.  In einer zweitägigen Session in den Allan Eaton Studios in St Kilda wurde die Musik eingespeitl, deren ersten Teil nun vorliegt. Ein weiterer Teil mit dem Titel „Transients Volume 2“ soll im November 2019 erscheinen,

Das Nonett hat unter anderem nachstehende Kompositionen eingespielt:  „Musings“ („Träumereien“), „Saint Misha“ , „Grateful, Hopeful, Joyful“, „Inside Out“, „Without Voice“, „Sweet Cacophony“ und zum Schluss „Search for Optimism“. „Musings“, „Grateful, Hopeful, Joyful“, „Without Voice“ und „Sweet Cacophony“ werden von unterschiedlichen Trios präsentiert, bei denen allerdings Andrea Keller immer als Pianistin agiert.

Bei „Musings“ hören wir neben Andrea Keller den Bassgitarristen Christopher Hale und den Drummer James McLean. Ohne jede Form von Entree geht es bei diesem Stück gleich mitten ins Geschehen hinein. Sticks wirbeln über Becken und Felle. Hin und wieder streift ein Stick den Rand eines Beckens. Wie ein aufgewühltes Meer klingt das, was uns Andrea Keller darbietet. Das steht im Kontrast zu dem sehr weichen Basslauf, den uns der Bassgitarrist präsentiert. Nervös sausen Sticks auf den Rand der Trommeln. Dabei verharrt der Bassgitarrist nicht in der Tieftönigkeit, sondern erobert sich Klanghöhen. Danach setzt Andrea Keller auf ihren Tasten das Maß des Träumens abseits des Schauens durch eine rosarote Brille. Ruhige Passagen wechseln sich mit eher bewegten ab. Dabei obliegt es Christopher Hale uns die eher stillen Momente zu Gehör zu bringen. Kleine Strudel, Stromschnellen und Klippen hingegen zeigt uns Andrea Keller in ihrem Spiel auf. Hier und da entführt die Pianistin uns in einen kristallinen Klangpalast und in ein Labyrinth der Klänge.

Der Saxofonist Julien Wilson und der Bassist Sam Anning geben „Grateful, Hopeful, Joyful“ eine spezifische Klangfärbung. Anning sorgt für einen beschwingten Beginn des Stücks, und auch Andrea Keller sucht eher die hellen Klänge. Doch das wandelt sich im Verlauf des Stücks. Ganz ohne Melancholie kommt diese Komposition von Andrea Keller  nicht aus, folgt man den Linien, die die Pianistin spielt. Und auch Julien Wilson lässt seinen Holzbläser eher Schwermut verkünden. Alles scheint einer gewissen Tragik unterworfen zu sein, die es zu meistern gilt. Zudem drängt sich Eindruck auf, dass das Freudige nicht so sehr im Mittelpunkt steht, obgleich der Titel auch darauf verweist.  

Bei „Without Voice“ scheinen Smetana und Grieg als geistige Väter präsent. Schwergewichtig sind die Setzungen, die Andrea Keller vornimmt. Samt ausgestrichen ist das Spiel von Julien Wilson auf dem Tenorsaxofon, dem Sam Anning mit seinem Bass folgt. Der Duktus von „Without Voice“ gleicht bildlich einem träge dahin fließenden Fluss, in dem es keine Wildwasser gibt und keinen Prellhang.

Den Klarinettisten Julien Wilson und den Posaunisten James Macaulay holte sich Andrea Keller für  „Saint Misha“ („hl. Michael“) an ihre Seite, abgesehen vom Bassisten Sam Anning. Sehr getragen und an Trauermusik erinnernd kommt die Komposition daher. Voll und dunkel ist der Klang der Posaune. Teilweise hat man auch den Eindruck, ein Seufzen und  Wehklagenzu vernehmen. Neben der Posaune ist auch die Klarinette ein wesentliches Element zur Klanggestaltung. Sie stimmt in den Klagekanon ein, den der Posaunist anführt.

Mit einem Quintett-Auftritt und „Search for Optimism“ wird das Album abgerundet. Zu Beginn ergreift der Posaunist das Klangwort. Ist es ein Hohe- oder ein Loblied, das er anstimmt und in das Flora Carbo auf dem Altsaxofon einstimmt? Auch dieses Stück hat ein eher gemäßigtes Tempo. „Wild“ wird es dann, wenn Posaune und Saxofon klangliches Makramee abliefern. Gestisch und ausladend ist auch der Schlusssatz des Albums nur in einem kurzen Augenblick, ansonsten erleben wir Musik von gewisser Getragenheit, die uns Andrea Keller präsentiert.

Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht Public Commons!



Informationen

CD/Download des Albums über andrea-keller@bigpond.com anfragen!

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