Andrea Keller Curates Monday Nights Live at the Jazzlab Vol. 2
A
self produced
Meditations for 2 to 3 Players
Die bekannte, in Melbourne heimische Pianistin und Komponistin Andrea Keller hat nunmehr Volume 2 einer Serie von Livemitschnitten aus ihren Montagsauftritten in The Jazzlab in Brunswick herausgebracht. Das vorliegende Album mit dem Untertitel „Mediations for 2 to 3 players“ beinhaltet Aufnahmen von Duos und Trios, die der sehr lebendigen Szene Melbournes zuzurechnen sind. Zu hören sind Kompositionen von Andrea Keller, Stephen Magnusson und Julien Wilson. Nachstehend aufgeführte Musiker waren an der Einspielung des Albums beteiligt: Julien Wilson (Tenor Saxophone and Clarinet), Stephen Magnusson (Guitar), Erkki Veltheim (Violin), Mick Meagher (Electric Bass), Flora Carbo (Alto Saxophone) und Theo Carbo (Guitar). Alle spielten in unterschiedlichen Kombinationen an der Seite der Pianistin Andrea Keller.
Zu hören sind unter andrem „Boundaries“ ( comp S. Magnusson), „Generations of Leaves“ (comp A. Keller) sowie „Life is Brut[if]al“ (comp. A. Keller); obendrein gibt es noch „Monte Hermosa“ (comp. S. Magnusson), „Horizon’s Cusp“ (comp. A. Keller) und schließlich „Too Soon“ ( comp. J. Wilson).
„Saxofonquacken“ und Syntheziser-Anmutungen, sanftes Altsaxofon und Sphärenklang, Rhythmusschlag des Gitarristen, lang gezogener Klang eines Holzbläsers, diesmal wohl einer Klarinette, stetes Tok-Tok, Sirenenhaftes, präparierter und unpräparierter Tastenschlag der Pianisten – all dies gehört zur Melange von „Bounderies“, einem Stück ganz in der Tradition von Fusion. Gehemmte Saiten des Klaviers, das ein wenig verstimmt klingt, treffen auf ein Tok-Tok. Im Off vergehen Klangfäden. Anschwellend ist der klagende Klang einer Klarinette. Dazu vernimmt man „Tastengetrippel“. Bisweilen hat man auch den Eindruck, man lausche einer Santur oder einer anderen Form von Hackbrett, das von einer kristallinen Pianostimme begleitet wird.
In „Generations of Leaves“ (comp A.Keller) vermischt sich anfänglich ein Bassschlag mit einer vibrierenden Geige. Nachhaltig sind die hohen „Glockenschläge“ des Pianos, das man aber auch als Tieftöner vernehmen kann. Dramatisch erscheint das Flirren der Geigensaiten. Dabei hat man das Bild von im Wind tanzenden Federahornblättern vor Augen. Eher das Kontemplative betont Andrea Keller in ihrem Tastenspiel. Erkki Veltheim ist hingegen ein Gegenpart und signalisiert ein Hier und ein Da, Bewegung, Unstetigkeit, Loslösung, Raumauflösung, schraffierte Flächen des Klangs.
„Life is Brut[if]al“ (comp. A. Keller) beginnt mit einer als fast konzertant anzusehenden Klangsetzung. Nervöse Klacklaute und Knistern sowie Morselaute durchbrechen den lang anhalten Klang, der sich nach Holzbläser anhört. Hört man da nicht auch ein Trappeln? Oder ist das nicht nur die Gitarre in einer Modulation? Getragen und schwermütig meldet sich dann das Tasteninstrument, das Andrea Keller anstimmt. Zerbrechlich klingt das, was der Gitarrist seinem Saiteninstrument entlockt. Zugleich lässt er es auch in den höchsten Tönen „wimmern“. Perlendes Klavierspiel ist außerdem ein Teil des Arrangements. Dieses beinhaltet zudem, dass das Klavier im Fortgang des Stücks im wahrsten Sinne einen Song anstimmt, in den der Gitarrist Stephen Magnusson mit seinem Saitenzupfen einfällt. Klangschleifen steuert dieser zur musikalischen Inszenierung auch noch bei.
Als würde ein Rocksong folgen, so hört sich das Gitarrenintro bei „Monte Hermosa“ (comp. S.Magnusson) an. Dabei ist auch der Begriff Ballade durchaus am rechten Platz. Das gilt auch dann, wenn Andrea Keller feinste Tastensetzungen erklingen lässt und ein sonorer Saxofonklang ans Ohr des Zuhörers dringt. Ist es Julien Wilson mit seinem Tenorsaxofon? Man könnte es annehmen. Schnurrend und weich gezeichnet ist das Saxofon, das im Jazz ja oftmals eher lauthals und vorwitzig in Erscheinung tritt. In diesem Stück ist dies anders. Im weiteren Verlauf kommt nach und nach Latinoflair auf. Und dann vernimmt man schließlich ein verspieltes Saxofonsolo, das ein Chanson zu interpretieren scheint. Mit einem Klarinettensolo eröffnet Julien Wilson seine Komposition „Too Soon“. Dabei drängt sich im weiteren der Eindruck auf, man höre eine melancholische Weise, die von Sehnsucht erzählt, oder? Übrigens, das ein wenig Wehmütige ist gänzlich der Klarinette geschuldet, die nochmals gegen Ende des Stücks ihre Stimme erhebt.
© ferdinand dupuis-panther
Infos
https://andreakeller.bandcamp.com
http://www.andreakellerpiano.com.au
https://julienwilson.com
https://australianjazzrealbook.com/artists/flora-carbo/
https://australianjazzrealbook.com/artists/steve-magnusson/