Amina Figarova - Persistence

Amina Figarova - Persistence

A

AmFi Records

Das aktuelle Album von Amina Figarova zeigt die Vorliebe für Soul, Hip-Hop, Funk und Rockmusik. Der Pianistin standen für die Einspielung des eher auf elektrisch verstärkte Musik ausgerichteten Albums der Gitarrist Rez Abbasi, der Drummer Rudy Royston, der Bassist Yasushi Nakamura und der Flötist Bart Platteau, zugleich der Lebenspartner der Pianistin, zur Seite. Als stimmliche Gäste hören wir in dem Ensemble Paul Jost, Rapper JSWISS und den Poeten und Sänger Skye’s World.

Nach zwei Jahrzehnten unterwegs mit einem renommierten akustischen Sextett und Auftritten beim Newport Jazz Festival und New Orleans Jazz and Heritage Festival, bricht die aus Aserbeidschan gebürtige Pianistin Amina Figarova mit „Persistence“ zu neuen Ufern auf. Erstmals ist sie mit ihrem neuen Ensemble zu erleben, dabei  die Grenzen zwischen Jazz, Fusion, klassischem R&B und progressivem Funk auslotend.

„Persistence“ ist durchaus programmatisch zu begreifen. Hartnäckig verfolgte Figarova ihren Weg der Unabhängigkeit, bereits zu Zeiten der UdSSR. Sie studierte in Rotterdam und am Berklee College of Music. 1998 gründete sie ihr Sextett, mit dem sie 2018 zuletzt das Album „Road to the Sun“ aufnahm

O-Ton Figarova: “For me, music is a one-way ticket, All I want to do is perform my music with great artists, so I don’t ever look for other solutions and I don’t get tired. It can be hard, but I can be very hard-headed when I’m inspired. That’s persistence.”

Neben dem Sound von Motown wurde die klassisch ausgebildete Pianistin von Herbie Hancock, insbesondere dessen Headhunters and Mwandishi Bands beeinflusst. 2014 zogen die Pianist und ihr Ehemann nach Harlem, umgeben von sehr talentierten Musikern, mit denen sie dann Edition 113 gründete. Benannt wurde die Band nach einem Block, in dem Figarova und Platteau leben.

Aus Jam-Sessions heraus entstanden die Songs des Albums. “In the past, when it came time for the next record I would sit down at the piano and write,” so die Pianistin und weiter; “Here I was just asking musicians to bring some of their own music over and try some of my mine, trying out different things without thinking about recording. It was fun every time and led to a lot of surprises.”

„Persistence“ entwickelt sich beginnend mit einer Basslinie und dem beinahe zerbrechlichen Flötenklang. Kaskadierenden Saitenklang vernehmen wir nachfolgend. Er erscheint, als würden sich vielfältige Klangstrudel bilden. Kristalline Fragmente sind im Verlauf des Stücks auszumachen. Keyboard oder Synthesizer ist dabei die Frage. Ein Schlagzeugsolo mit Rotationen und Blechwirbeln ist in das musikalische Geschehen eingebunden.
Im Anschluss hören wir “I’ve Got No Time” mit verwischten Flötenklängen zu Keyboardsetzungen. Dazu wird ein redundantes Drumming hinzugefügt und purer Rap, gleichfalls als rhythmisches Element des Stücks anzusehen. Gegenstück dazu sind die weichen Linien des Gitarrenspiels, die folgen. Eine besondere Note fügt der Flötist dem Stück zu, das dann auch eher einem lyrischen Narrativ folgt, vergessen sind die harten Rap-Rhythmen. Bei “Lil’ Poem” verschmelzen Jazz Rock und poetische Balladenpassagen. Sonore Gitarrenlinien treffen auf ausladenden Flötengesang. Würde man ein Bild zur Komposition malen, so wäre das eine Gouache mit frühmorgendlichem Motiv. Springbrunnenfontänen gleich ist das fortlaufende Spiel der Pianistin und Bandleaderin in diesem Stück. “Morning Blue” schließt harmonisch an „Lil' Poem“ an. Das Gitarrenspiel ist dezent und auf die weichen Keyboardpassagen abgestimmt. Die Übergänge zwischen Gitarren- und Keyboardsequenzen sind nahtlos und fließend. Sie kreieren tragende, teils bluesige Linien, dabei durchaus an Smooth Jazz angelehnt. Der Morgen, so das Narrativ, kann seinen Lauf nehmen. Alles ist im Fluss; das Leben geht fernab von Hektik seinen Gang.

„R Song“ wiederum lässt wegen der Flötenschraffuren aufhorchen. Selten genug ist die Flöte im Gegenwartsjazz zu erleben. Das ist bei dem Ensemble um Amina Figarova anders. Und auch der Gitarrist rückt vom gängigen Muster von Blues oder Rock ab und lässt seine Finger sanft-verspielt über die Saiten gleiten, so das ein klangliches Makramee-Feingewebe entsteht. “Horizons” und “Bliss” schließlich konzentrieren sich auf die Gesangskunst von Skye’s World, Sohn der Vokalistin Lynette Washington und Patensohn des legendären Art Blakey. Dabei ist die Stimme Teil der instrumentalen Textur des Ensembles.

Text © ferdinand dupuis-panther


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https://www.aminafigarova.com


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