Alon Farber Hagiga with Dave Douglas - The Magician: Live in Jerusalem

Alon Farber Hagiga with Dave Douglas - The Magician: Live in Jerusalem

A

Origin Records

Aus dem Pressetext zum Album: „Beginning with Dave Douglas’ contributions to John Zorn’s Masada, through his seminal albums of the ‘90s, Israeli saxophonist Alon Farber has been deeply inspired by the beauty & uniqueness of the trumpeter’s expansive sonic output. Hoping to someday find the opportunity to cross musical paths, that day came in the summer of 2023 as Douglas joined Farber’s accomplished group, Hagiga (meaning, appropriately, ‘celebration’), at the Jerusalem Jazz Festival. Providing the band with great inspiration, Alon dubbed Douglas “the magician,” as he lifted the ensemble with his presence, his tunes offering stimulating landscapes for them to explore, while Hagiga’s iridescent chemistry delivered their own magic.“

Die zu hörenden Aufnahmen des Albums entstammen einem Live-Auftritt im Israel Museum, Jerusalem vom 27. Juni 2023. Mit „Persistence Of Memory“ macht das Sextett um den Holzbläser Alon Farber auf. Das Ensemble Hagiga nebst Gast Dave Douglas zeichnet sich durch eine beeindruckende Bläsergewalt aus, bestehend aus einem Trompeter, einem Posaunisten, einem Sopran- und Altsaxofonisten und einem Tenorsaxofonisten bzw. Klarinettisten. Im Tutti klingen sie beinahe wie eine kleine Big Band. Zugleich muss man für kurze Momente auch an die Adderley Brothers denken, oder? 

Gegenüber den Bläsern treten die Mitglieder der Rhythmusgruppe eher in den Hintergrund. Raumfüllend ist der Klang, den Alon Farber mit seinem Sopransaxofon zaubert. Dazu gesellt sich der Trompeter Dave Douglas in Fortführung dessen, was Farber an phrasierten Linien vorgetragen hat. Röchelnd-sonor sowie auch kristallklar erhebt sich der Trompetenklang als Teil des Arrangements. Dies ist voller Dramatik, die dann im Tutti der Bläser mündet. Mischt sich da nicht auch der Klarinettist Yehonatan Cohen ins musikalische Geschehen ein, ehe Klangfärbungen in Erdtönen zu vernehmen sind, dank an den Posaunisten Oded Meir? Gegen Ende vernehmen wir dann auch eher wehmütig anmutende Sequenzen, trotz einer bisweilen „triumphierenden“ Trompete. Weiter geht es mit  „The Magician “ und einer Eröffnung, die an die Adderley Brothers anknüpft. Aus dieser Eröffnung lösen sich nach und nach das Tenorsaxofon und die Trompete mehr oder minder solistisch heraus, scheinen anschließend die Klangfärbungen zu dominieren. Dann, ja dann richtet sich der Fokus außerdem auf die Rhythmusgruppe, vor allem auf die Pianistin Katia Toobool.

Nachhaltig im Ohr bleibt jedoch das Trompetensolo in diesem 2. Track des Albums. Fliegende Klanglinien ziehen vorbei, steigern sich in der Intensität, bestehen ab und an aus spitzen Klangäußerungen. Hier und da meint man gar auch den Begriff acidic (beißend, säuerlich) zur Charakterisierung des gehörten Trompetensolos verwenden zu können. Und im Nachgang erlebt man einen Wirbelwind an Saxofonsequenzen. Da überschlagen sich die Klangeinheiten. Vorwärts, immer vorwärts scheint das Motto. Stillstand gibt es nicht. Feurige Linien werden verfolgt. Diese gehen schlussendlich in ein Tutti der Bläser auf. Big-Band-Klang lässt durchaus grüßen, am Ende des Stücks jedenfalls.

Hören wir anschließend einem „Menuett für Maya“ zu: „Minuet for Maya“. Perlendes Tastenspiel mit sprudelnden Einsprengungen machen die Eröffnung des Stücks aus. Und dann, ja dann ist es der reine Bläserklang, der uns mit- und einnimmt. Dabei ist Alon Farber wohl am Sopransaxofon unterwegs. Bildlich gesprochen erleben wir „Springfluten des Klangs“ bei Farbers Spiel. Zugleich könnte man für die Charakterisierung der Sequenzen auch das Bild einer aufgewühlten See und einer Sturmflut bemühen, mit sich aufbäumenden Wellenbergen. Doch immer wieder wird das Solistische, auch des Posaunisten im Tutti gebündelt. Ehrlich, einen höfischen Tanz wie das Menuett lässt sich aus dem Vortrag nicht herausfiltern. Auch in diesem Stück ist die Rolle der Rhythmusgruppe vor allem die der Begleitung und der dezenten Abstimmungen im Hintergrund.

Nach dem Menuett folgt dann „Farbalak“, ehe als Schlusspunkt „Spring Ahead“ zu hören ist. Erst meldet sich der Bass, dann der Schlagzeuger und schließlich die Pianistin mit prägnantem Pling-Pling, ehe dann nach und nach die Bläser ins musikalische Konzept eingebunden werden. Dazu vernimmt man ein spitzes „Taketaketake des Schlagwerkers“ auf seinen Becken. Alt- oder Tenorsaxofon ist kurz einmal die Frage, ehe dann das Gebläse seine geballte Klangkraft verströmt. Anschließend tritt Dave Douglas hervor und lässt seine Trompete in schnellen Läufen hören. Dabei hat man den bildhaften Eindruck, man erlebe Klangsaltos und Flic-Flacs des Klangs. Steuern die Musiker nicht einen Höhepunkt an? Mit Siebenmeilenstiefeln ist die Pianistin danach dabei die Inszenierung zu bestimmen. Doch da hat sie die Rechnung wohl ohne die Bläser gemacht, die sich in den Vordergrund spielen, unter anderem auch der Tenorsaxofonist des Hagiga-Ensembles. Ein sehr dynamisch gestaltetes Album liegt uns vor. Da spürt man unbändigen Spielwitz, scheint das Spiel grenzüberschreitend angelegt, aber dennoch in der Rückbesinnung auf Modern und Cool Jazz, oder?

© f. dupuis-panther, 2024




www.originarts.com

Musicians

Dave Douglas - trumpet
Alon Farber - soprano & alto saxes
Yehonatan Cohen - tenor sax & clarinet
Oded Meir - trombone
Katia Toobool - piano
Assaf Hakimi - bass
Roy Oliel - drums

Tracklisting
1 PERSISTENCE OF MEMORY 7:56
2 THE MAGICIAN 9:27
3 MINUET FOR MAYA 7:56
4  FARBALAK   7:07
5  SPRING AHEAD   5:20


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