Allen Austin-Bishop – No One Is Alone
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www.austinbishop.com
Allen Austin-Bishop (vocals), Alex Maydew (piano), Mao Yamada (bass) & Rob Hervais-Adelman (percussion) haben gemeinsam das vorliegende Album aufgenommen. Aufgemacht wird das Album mit Paul Williams’ “Ordinary Fool” aus dem Jahr 1975, einem Song mit nachdenklichen Versen. Nicht auszublenden ist die Tatsache, dass dem Song eine gewisse Blueswürze beigemischt wurde. Zugleich aber gibt es auch eine balladenhafte Note. Unterstützt wird dies durch das zurückgenommene, aber dennoch pointierte Spiel des Begleittrios, die die Liebe für den Blues teilen. „ … I should not cry but I do … Like an ordinary fool with his ordinary dreams ...“. Insbesondere dem Pianisten Alex Maydew bleibt Raum, dem Blues instrumental Tribut zu zollen und die Melodielinie zu strukturieren. „How many times have I mistaken good looks and laughs for the blues ...“, sind Zeilenfragmente, die an unser Ohr dringen.
Süßlich oder was?
“The Way We Were” ist ebenso auf dem Album zu hören wie „The First Time Ever I Saw Your Face” – einst von Roberta Flack gesungen und bekannt gemacht –. Dieser Song erhält durch Austin-Bischop eine ganz eigene klangliche Farbgebung. Es scheint, dass der streckenweise recht „süßliche“ Song noch verlangsamter daherkommt, balladenlastig und mit epischer Ausformung. Die samtene Stimme von Austin-Bischop scheint bestens geeignet derartige Songs vorzutragen. Unterstützt wird er durch das Besenspiel von Hervais-Adelman und den sanften Bassklang von Yamada. Derweil breitet Maydew sein Tastengespinst aus. Doch der Fokus liegt ohne Frage auf der Gesangsstimme.
Summertime jenseits von Ella und Louis
Von vielen Sängern wurde „Summertime“ (Gershwin) vorgetragen. Allen Austin-Bishop greift seinerseits auf ein eher langsames Tempo zurück. „Summertime and the livin is easy ...“. … „Your daddy is rich … So hush little baby ...“ . Wer kennt diese Zeilen nicht. Übrigens, nicht nur Ella Fitzgerald hat das „Sommerlied“ gesungen, sondern auch die Rockröhre Janis Joplin. Gebrochen, heiser und rau ist deren Stimme. Zudem hat sie durch bewusst gewählte Wiederholungen den Text verändert und sich der wimmernden Gitarrensets bedient. Das ist alles bei Austin-Bischop ebenso wenig zu finden wie das Konzertante mit epischer Streicherbegleitung, das Ella und Satchmo für ihre „Summertime“ ausgewählt haben. Zudem klingt diese Fassung sehr erdig und lebt auch durch das Gesangsduett zwischen Ella Fitzgerald und Louis Armstrong.
Sehr gefühlvoll ist der Umgang von Austin-Bischop mit Stephen Sondheims “No One Is Alone”. Nachfolgend schließen sich zwei Kompositionen von Burt Bacharach an: “They Long To Be Close To You” und “Alfie”. Dabei drängt sich der Eindruck auf, dass Austin-Bischop einen distinkten Duktus pflegt, der in der Ballade seine Wurzel und Form hat.
Auch an Edith Piaf scheint Alan Austin-Bischop nicht vorbeizukommen. Warum eigentlich nicht? Das muss offen bleiben, wenn “If You Really Love Me” erklingt, einst für den „Spatzen von Paris“ geschrieben. Den Schluss eines bemerkenswerten melodischen Bilderbogens bildet „Amazing Grace“, ein Song, den man durchaus als Ohrwurm bezeichnen darf und der für das Album live aufgenommen wurde. Dabei drängt sich der Eindruck auf, dass der Sänger zwar textsicher ist, aber die jeweiligen Noten nicht immer präzise trifft.
Zum Schluss
Abschließend einige Zeilen zu Allen Austin-Bishop, der aus Newark, New Jersey stammt und lange Zeit in London gelebt hat. Sein Debütalbum datiert aus dem Jahr 2017 und versammelt Standards. Wie auch auf dem aktuellen Album greift der Sänger auf zumeist bekannte Song zurück. Es scheint, dass der Wiedererkennungsfaktor für die Auswahl der Kompositionen von entscheidender Bedeutung ist. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an “Misty”, “The Shadow Of Your Smile,” “Happiness Is A Thing Called Joe” und “When I Fall In Love“.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht Public Commons.
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