AlFa Duo and Friends – Ecstatic East

AlFa Duo and Friends – Ecstatic East

A

ATS Records

Über die Band, die das oben genannte Album veröffentlichte, lesen wir: „AlFa Duo and friends erweitert ein Schlagwerk - Duo zum Jazz- und World-Music-Quintett, bei dem der unverwechselbare AlFa Duo Sound durch die tatkräftige Unterstützung von Keyboard/Jazz Piano, E-Bass und Drums in neue Sphären gehievt wird.“ Im Kern besteht das Ensemble aus zwei Musikern, die Vibraphon und Marimbaphon spielen. Ergänzend zu ihnen kommen ein Pianist, ein E-Bassist und ein Drummer für fünf der zehn eingespielten Tracks hinzu.

Mit „Black Earth“ wird die musikalische Reise eröffnet, in der das Schlagwerk jenseits des Drums eine gewichtige Rolle spielt. Dieses Stück geht auf das türkische Lied „Kara Toprak“ des letzten großen Balladensängers der Türkei Asik Veysel (1891-1973) zurück. Auffallend ist, dass der Klang des Marimbaphons ohne großen Nachhall ist, ein wenig trocken und nicht sehr voll klingt. Dabei ist herauszufiltern, dass neben der melodischen Linie auch ein konstanter Klangteppich auf den Klanghölzern erzeugt wird. Gelegentlich hat man den Eindruck, dass der Klang so trocken wie der einer Saz ist. Im Verlauf des Stücks gibt es einen Instrumentenwechsel, vereinen sich Marimbaphon und Vibraphon. Letzteres hat eher einen kristallenen Klang, der mehr nachschwingt als der des Marimbaphons. Wie in einem Flechtwerk aus Seil, verbinden sich beide Instrumente zu einer Einheit, mit und ohne versetzte Klanglinien. Dabei ist durchaus auch von kaskadierendem Spiel zu reden, in gewisser Weise auch von dem Bild eines „Perlenflusses“. Insgesamt erscheint die Musik stellenweise als zerbrechlich. Das nachfolgende Stück namens „Melez Vavanta“ geht auf die in Istanbul geborene multidisziplinäre Künstlerin Büsra Kayikçi zurück. Beim Hören hat man den Eindruck, man lausche einem ungebändigten Klangfluss gleich einem Strom mit Wildwasser. Dominierend ist dabei der metallisch kurze Klang von angeschlagenen Klangstäben des Vibraphons. Dieses wird so bespielt, dass sich im Verlauf auch das Bild von herannahenden Wellen aufdrängt, die sich verflüchtigen.

Kiril Stoyanov schuf das rasant anmutende Marimbastück namens „Madrigal and Bulgarian Dance“ während des Internationalen Marimbawettbewerbes in Salzburg im Jahr 2009 und widmete es seinem verstorbenen Lehrer und Mentor Prof. Dr. Peter Sadlo. Wir hören auf der aktuellen Aufnahme ein Arrangement von Alexander Georgiev. Neben Marimbaphonsequenzen, die immer schneller gespielt werden, hört man zudem auch ein kurzes Drumming im Hintergrund. Beim Hören drängt sich zugleich die Vorstellung auf, man sehe Paare bei ihren schnellen drehenden Tanzbewegungen zu, höre Stiefel rhythmisch auf Pflaster klicken, es werde  mehr und mehr eine verhaltene Ekstase des Tanzes dargeboten.

Ein Ohrwurm, wenn man so sagen darf, ist  „Alla Turca Jazz“, in vielen Versionen wie der von Dave Brubeck eingespielt. Es handelt sich eigentlich um den Finalsatz der Sonate in A-Dur KV 331 von Wolfgang Amadeus Mozart. Das Alfa Duo verwandelt das Stück in eine Verkettung von Sechszehntelnotierungen, die dahinfliegen. Man hat den Eindruck, ein rotierendes klangliches Ketten-Karrusell bewege sich mit hohem Tempo vor unseren Augen.

Mit „Leolam“ hören wir statt eines Schlagwerk-Duos ein Quintett. Dabei ist das Schlagwerk-Duo noch immer sehr präsent, allerdings abgelöst durch die Phrasierungen des Pianisten Jan Eschke, der fortsetzt, was Alexander Georgiev und Fabian Homar thematisch entwickelt haben. Man höre zudem aufmerksam auf den Perkussionisten und Drummer Vladi Petrov, der harte Beats setzt. Ob das auch an der Rahmentrommel geschieht, können wir nur vermuten. Und dann hören wir auch Passagen, in denen Gesang vorhanden ist. Nur wer singt denn da? Im Line-up ist das nicht aufgeführt!

In Richtung Jazz Rock und Fusion geht „Seven Seas“. Auch hierbei spielt der Perkussionist eine wesentliche Rolle. Spielt er Tablas oder Daburka – das ist die Frage? Zugleich entwickeln die Vibraphonisten weiche Wellenlinien zum Klack-Klack des Perkussionisten, der dabei vom Pianisten unterstützt wird. Mit „Dance Monkey“ findet das Album einen gelungenen Abschluss. Es ist m.E. zu kurz gegriffen, den Begriff Weltmusik auf die gehörte Musik zu stülpen, auch wenn das der Ursprung einiger Stücke nahe legt. Vielmehr ist hier ein buntes Klangbukett gebunden worden, das sich aus unterschiedlichen Genres bedient.

© f. dupuis-panther


www.ats-records.com
 www.alfaduo.at

Line up
Alexander Georgiev, Vibraphon/Marimbaphon
Fabian Homar, Vibraphon/Marimbaphon
Jan Eschke, Keyboards/Jazz Piano (6,7,8,9,10)
Heiko Jung, E-Bass (6,7,8,9,10)
Vladi Petrov, Drums/Percussion (6,7,8,9,10)

Tracklisting
01. Black Earth (6:01)
02. Melez Lavanta (3:14)
03. Falad (4:27)
04. Madrigal and Bulgarian Dance (3:07)
05. Alla Turca Jazz (1:50)
06. Leolam (4:45)
07. Remembering (6:24)
08. Seven Seas (5:26)
09. Mash (7:56)
10. Dance Monkey (3:55)


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