Alexandra Lehmler & Band: Live
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JAZZNARTS RECORDS
Ja, Vinyl muss es sein, handgezeichnet und in limitierter Aufgabe. Ein Musikalbum als Sammlerstück – das scheint die Botschaft. Dabei folgt Alexandra Lehmler einem Trend, wenn auch die Handzeichnung eher aus der grafischen Kunst bekannt und dort auch gang und gäbe ist.
Warum ist bloß Vinyl unter Musikern so angesagt und die CD eher ein notwendiges Übel: „Ich selbst schätze das Medium Vinyl sehr und habe persönlich auch eine recht große Sammlung“, schwärmt Lehmler, wenn sie von ihrer neuen Veröffentlichung spricht. Die Wahlheimat der Saxofonistin Alexandra Lehmler findet ihren Niederschlag auf dem Cover: Abgebildet ist die Band auf dem alten Messplatz in Mannheim.
Intensiv ist die Atmosphäre, die auf dem Album eingefangen wurde. Die live gespielte Musik beschreibt Alexandra Lehmler mit folgenden Worten: „Bei den Aufnahmen herrschte ein sehr hohes Energielevel, das spiegelt die Stärke der ganzen Band wieder.“
Die Aufnahmen für die 500 jeweils handsignierten Alben wurden live eingespielt und direkt auf Band aufgenommen. Das ist ja durchaus ein Wagnis, denn man kann nicht proben, Stücke anspielen und schließlich die besten Teile des Mitschnittes zusammenschneiden. Nachbearbeitet wurden die Aufnahmen laut vorliegender Labelinformation nicht. Zu hören sind bis auf eine Ausnahme keine neuen Kompositionen von Alexandra Lehmler, sondern bereits veröffentlichte Stücke. Allerdings findet sich mit ‚Choral’ eine neue Komposition auf der B-Seite des Vinyl-Albums.
Ingesamt fünf Kompositionen wurden auf dem Album „Live“ verewigt, angefangen von „Unterirdisch“ über „Freiflug“ und „Choral“ bis hin zu „Sundance“. Dabei wird Alexandra Lehmler (Alto, Sopran und Bariton Saxofon) von Oliver Maas am Piano und Fender Rhodes, Matthias Debus am Bass, Max Mahlert am Schlagzeug und Rodrigo Villalon (Percussions) begleitet.
Beinahe wie aus dem Off klingen die ersten Takte des Stücks „Unterirdisch“, wobei der satte Klang des Fender Rhodes sehr dominant ist, ehe dann das säuselnde Saxofon sich zu Wort meldet. Wenn ich mich nicht täusche, spielt Alexandra Lehmler da zunächst Baritonsaxofon, also einen Tieftöner, der behäbig zur Sache geht. Man hat den Eindruck, man befindet sich Untertage und stapfe fast blind durch die Stollen und Schächte. Umsichtig klingt es, was die Musiker um Alexandra Lehmler spielen, wenn sie uns ins Dunkle entführen. Mal geht es nach links und mal nach rechts. Bloß nicht die Orientierung verlieren, heißt es! Doch für „Orientierung“ sorgt schon Oliver Maas, der das Maßvolle, so scheint es, für sich entdeckt hat, ehe er sich dann auch mal löst und das Fender Rhodes beinahe exaltiert klingen lässt. Was für ein ungeheurer Groove!
Verspielt und frei hingegen klingt der „Freiflug“. Dabei lässt Alexandra Lehmler ihr (Alto)Saxofon schnalzen und singen. Vor dem geistigen Auge des Zuhörers stellen sich Bilder von Rüttel- und Sturzflug ein, auch von Vogelschwärmen, insbesondere wenn man aufmerksamer den Klavierlinien und Basslinien folgt. Hoch und runter scheinen Vögel in ihrem Flug zu steigen – so vermittelt es jedenfalls das Saxofon. Nachdem wir die „Schleierwolken“ beiseitegeschoben haben, können wir uns dem „Choral“ widmen, ehe dann der „Sonnentanz“ den Abschluss bildet.
Ein brodelnder und knarrender Bass meldet sich zu Beginn des Chorals. Lang gezogen wird der Bogen über die vier Saiten. Hören wir da nicht auch eine menschliche Stimme in Begleitung des Basses? Getragen und voller Wehmut – so erleben wir das, was von den Musikern vorgetragen wird. Dabei steht Matthias Debus ganz im Fokus des musikalischen Geschehens, ehe dann Oliver Maas seinem Tasteninstrument lieblich anmutende Sequenzen entlockt, und Alexandra Lehmler ihrem Saxofon ein Gurren entlockt, das in einen Melodiefluss übergeht. Ob „Choral“ wirklich ein Choral ist? Für mich klingt es eher nach einer Romanze und ein wenig nach Minnespiel. Im letzten Stück des vorliegenden Albums scheint sich gar Folkloristisches in Gestalt eines Tanzes wiederzufinden.
Zu Alexandra Lehmler
Das „Alexandra Lehmler Quintett“ bildet das Zentrum ihres Schaffens, hier kann sie all ihre Talente als Musikerin, Komponistin und Bandleaderin voll einbringen. Doch damit sind ihre Arbeitstage noch lange nicht zu Ende: Alexandra Lehmler spielt regelmäßig bei großen Theaterproduktionen u. a. am Nationaltheater Mannheim, hat Jazzprojekte für Kinder gemacht. 2012 wurde die Saxofonistin für die „Bundeswerkstatt Jazz“ ausgewählt. Stellvertretend für die Bands, in denen sie sonst noch regelmäßig auftaucht, sei die Tango-Jazz-Latin-Band „Netnar Tsinim“ genannt. Für Ihr bisheriges künstlerisches Schaffen wurde Alexandra Lehmler 2014 der Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg verliehen.
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
JazzNArts
http://www.siffling-productions.com
http://www.facebook.com/PersonalityRecords
http://www.facebook.com/JazznartsRecords
Musiker
Alexandra Lehmler
http://alexandralehmler.de/
Musik
https://www.youtube.com/watch?v=AFVCZKTLWX0