Alex Ventling / Kim Paterson - C O N V E R S A T I O N S
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Thick records
Zwei Generationen, eine Leidenschaft – Jazz. So könnte man das Duo Alex Ventling und Kim Paterson in wenigen Worten beschreiben. Eher selten ist im Jazz auch die Instrumentierung der beiden neuseeländischen Jazzer: Fender Rhodes zum einen und Flügelhorn bzw. Trompete zum anderen.
Kurz und knapp nachstehende Infos zu den beiden Musikern, dabei aus dem Pressetext zitierend: „Kim Paterson (1941) is one of New Zealand’s last great jazz legends, of his generation. Active since the 60’s, Kim’s experience, expression and authenticity in the jazz-tradition is a rare encounter these days. In musical comparison, Kim is perhaps the New Zealand Kenny Wheeler or Tom Harrell, carrying depth and flow to his playing as a true master. Working with many notable Australasian jazz figures, such as Bernie McGann, Mike Nock, John Pochee, Kim also lived in the US briefly, and was invited to play along-side Don Cherry, among others.
Alex Ventling (1994) grew up in Auckland, and has lived and worked in Europe since his music degree. He moved permanently to Trondheim, Norway, after completing the European Jazz Masters and is an active part of the Norwegian scene. Alex’ returns to New Zealand have maintained his original musical connections, like among others, Kim Paterson. Alex toured with his European trio across New Zealand in 2020 and tours regularly in Europe with his duo with Phelan Burgoyne and his Wavemakers project.“
Beide Musiker präsentieren eine Sammlung von Jazz-Standards in neuem Gewand. Dabei fällt in dem Eröffnungsstück „Moon and Sand“ die führende Stimme an den Flügelhornisten und Trompeter Kim Paterson, derweil der satte Klangteppich im Hintergrund von Alex Ventling am Fender Rhodes ausgerollt wird. Nun ist es nicht etwa so, dass der Blechbläser ausschließlich das musikalische Zepter führt. Nein, im Verlauf des Stücks entfaltet Ventling seine Tastenkaskaden und der Trompeter schweigt. Gegen Ende dringen dann wieder sanft schwingende Trompetenklänge ans Ohr des Zuhörers. Sie erscheinen wie die Brise eines warmen Mittelmeer-Windes und sind Wohlklang pur. Weiter geht es mit „How Deep Is the Ocean?".Dieser Standard stammt aus der Feder von Irving Berlin und wurde 1932 komponiert. Zunächst schwingt sich der Trompeter Kim Paterson auf und lässt das Thema dieses Standards hören. Nachfolgend erleben wir Phrasierungen, die über den Tastenklängen des Fender Rhodes zu schweben scheinen. Wie im Eröffnungsstück überzeugt das Duo auch in diesem Standard durch solistische Räume. So erleben wir auch den eher kristallinen Klang des Fender Rhodes, sich dem Thema widmend und darüber improvisierend.
In die Jazzgeschichte entführt uns das Duo zudem mit „Spring is Here", einem 1938 komponierten, sehr populären Song, der Richard Rodgers zu verdanken ist und Teil des Musicals „I Married an Angel“ ist. Kim Paterson lässt die Klänge seines Blechbläsers dahinschmelzen. Das ist überaus beeindruckend und ein besonderer Hörgenuss. Hört man aufmerksam zu, dann hat man den Eindruck, hier werde konzertanter Jazz zelebriert. Überzeugend ist das Tastenspiel von Ventling, der das gemäßigte Tempo seines Duo-Partners beibehält und sich nicht in ekstatisches Klangspiel verliert.
Gleich zwei Teile von „Bemsha Swing“ findet man auf der vorliegenden Einspielung. Das Fender Rhodes klingt dabei teilweise so, als würde es ein Vibraphon sein. Voll klingend ist das, was uns Kim Paterson zu „erzählen“ hat. Von ausgelassenem Swing kann dabei aber keine Rede sein. Eher muss man teilweise an ein Lamento denken, oder? Im weiteren Verlauf verändert sich das musikalische Konzept und man meint, man höre hier ein wenig Fusion und Jazz Rock der späten 1970er Jahre. Ob für das Arrangement auf eine Komposition gleichen Titels von Thelonious Monk zurückgegriffen wurde, ist eine Annahme des Rezensenten. Auf dem Album fehlen leider die Angaben zu den Komponisten vollständig.
„Cry Me a River“ führt uns in die 1950er Jahre, und in der Eröffnung des Stücks hat man erneut den Klangeindruck, man lausche einem Vibraphon und nicht etwa einem Fender Rhodes. Behutsam und sanft gesetzt sind die folgenden Bläserklänge. Auch dieser Song wurde wie andere zu einem Popsong jener Zeit und zu einem beliebten Jazz-Standard. Und das obgleich mit dem Rock ´n Roll in den 1950er Jahren ein neues Genre für Konkurrenz zum Jazz sorgte.
Noch ein abschließendes Wort und zwar zu "All the Things You Are", einer Komposition von Jerome Kern. Sie erhält durch das Duo eine Frischzellenkur, verwandelt sich mehr und mehr in etwas Eigenständiges, auch aufgrund der Instrumentierung und den sehr kühnen Setzung auf dem Fender Rhodes. Mit „La Mesha“ findet der musikalische Reigen der Jazzgeschichte seinen „runden Abschluss“. Fazit: Das Album ist ein Hörgenuss jenseits eingefahrener Pfade! Den Titel „Gespräch“ trägt es mit Fug und Recht, da sich die beiden Musiker in einem steten Dialog bewegen.
© ferdinand dupuis-panther 2025
Info
Thick Records
Musicians:
Kim Paterson – flugelhorn, trumpet
Alex Ventling – fender rhodes
Tracklist
01 Moon and Sand
02 How Deep Is The Ocean
03 Spring Is Here
04 You Stepped Out Of A Dream
05 Bemsha Swing Part 1
06 Bemsha Swing Part 2
07 Cry Me A River
08 All The Things You Are
09 La Mesha