Akira Tana - Jazzanova
A
Vega
Akira Tana gehört in den USA zu den anerkannten Schlagzeugern. Seine Vorliebe für brasilianische Musik spiegelt die aktuelle Veröffentlichung wieder, zumal er mit den Leitfiguren dieser Musik mehr als nur vertraut ist. Illuster ist die Schar der Sänger und Instrumentalisten, die an den Aufnahmen beteiligt war. Ein besonderer Leckerbissen verspricht der Auftritt des Saxofonisten Branford Marsalis und des Trompeters Arturo Sandoval, die beide mit Solos zu brillieren verstehen.
Zu hören sind auf der aktuellen Einspielung: Claudio Amaral, Sandy Cressman, Carla Helmbrecht, Jackie Ryan, Claudia Villela, Maria Volonté (Gesang), Peter Horvath (piano & Fender Rhodes), Ricardo Peixoto (acoustic & electric guitar), Gary Brown (bass), Michael Shapiro (percussion) und schließlich Akira Tana (drums) sowie als Gäste Branford Marsalis und Arturo Sandoval.
Unter den aufgenommenen Songs finden sich u. a. „Áquas de Marco“, „Love Dance“, „Bilhete“, „Corcovado“, „Waiting for Angels“, „Diride“ und zum Schluss „ La Gloria Eres Tu“.Anzumerken ist, dass brasilianische Musik, nicht allein der Bossa, bereits Musiker wie Stan Getz und Toots Thielemans faszinierten und zu entsprechenden Aufnahmen führten. Akira Tana steht also mit dem Faible für südamerikanische Rhythmen nicht allein auf weiter Flur. Zudem darf man nicht übersehen, dass auch stimmlich Sänger/innen wie Astrud Gilberto oder Gilberto Gil Maßstäbe gesetzt haben. An diesen müssen sich auch Maria Volonté und Claudia Villela messen lassen.
Eröffnet wird das Album mit Ricardo Peixotos leicht verspieltem Arrangement von „Águas de Março”, geprägt von zarter Perkussion und außerdem klangklarem Keyboard, auch mit solistischer Einlage, ehe sich eine gedämpfte Trompete zu Wort meldet. Darüber hinaus hören wir ein Gesangsduett von Claudio Amaral und Claudia Villela, angelehnt an ein ähnliches vom Album „Elis & Tom“. 1974 erschien dieses Album, auf dem Jobim und Ellis Regina als Paar zu hören sind.
An den Film „The Fabulous Baker Boys“ und die dort auftretende Sängerin erinnert der gesangliche Vortrag in „Love Songs“. Die Stimme scheint nicht wirklich zu tragen, sondern erscheint eher als zerbrochene Sopranlage, sprich als Stimmchen. Da erwartet man doch mehr Volumen, oder? Wäre da nicht das sprunghafte Saxofon, man würde den Song in der aktuellen Aufnahme wohl keineswegs zu würdigen wissen. So aber bleiben die dahin schwebenden vollmundigen Saxofonpassagen nachhaltig im Gedächtnis haften. Sehr zurückhaltend agiert hingegen Tana dazu, der wie auch auf weiteren Aufnahmen fast unbemerkt bleibt.
Aufgemacht wird „Bilhete“ von dem Pianisten Peter Horvath und dem Saxofonisten des Ensembles. Letzterer kann wohl kein Geringerer als Branford Marsalis sein. In den tieferen Lagen scheint die Sängerin durchaus aus dem Vollen zu schöpfen. Doch in den hohen Lagen ist das weniger der Fall. Sehr gelungen ist das verwobene Saxofonsolo, das wohl einem Sopransaxofon geschuldet ist. Der Klang ist weich, ohne samten zu sein, seidig könnte man es vielleicht nennen und weit tragend.
Sandoval weiß mit seinem Spiel in „Corcovado“ zu überzeugen. Zwischen Rezitation und Gesang ist anzusiedeln, was Carla Helmbrecht im Wechselspiel mit Sandoval vorträgt, der seine Trompete im Ansatz fast wie Flügelhorn präsentiert.
Auch in „Condéname a Callar“ wünscht man sich mehr als gehauchte Scat Vocals zum Schluss des Songs. Fern ab von Baden Powell agiert Ricardo Peixoto an der Gitarre, die sich unverfälscht und tanzend zur Schau stellt, ohne zu dominieren. Der Stimme gehört hingegen die volle Aufmerksamkeit und daher fragt sich der Hörer, ob denn auch dieser Song im zerbrechlichen Sopran gesetzt sein muss.
Eine der gefeierten Sängerinnen des argentinischen Tangos, Maria Volonté, ist nicht nur in „Chega De Saudade,”zu hören, sondern außerdem in einem Duett mit Sandoval auch in „La Gloria EresTu”, einem Song, mit dem das Album schließt.
Fazit: Als Berichterstatter gestehe ich, dass Vocals nicht unbedingt im Jazz zu meinen Vorlieben gehört. Wären da nicht Marsalis und Sandoval mit ihren solistischen Interventionen, man wäre gewiss von den gesanglichen Einlagen allein nicht überzeugt. So aber eröffnet Tana Facetten brasilianischer Musik, die man ansonsten seltener zu Gehör bekommt.
Text: © ferdinand dupuis-panther / Der Text ist nicht public commons!
Informationen
http://www.akiratana.com
http://www.facebook.com/akira.tana.3
https://en.wikipedia.org/wiki/Akira_Tana