Aki Takase & Daniel Erdmann - Isn't It Romantic?

Aki Takase & Daniel Erdmann - Isn't It Romantic?

A

BMC Records

Aki Takase und Daniel Erdmann trafen sich in den 1990er Jahren als Hochschullehrerin und Studierender an der Berliner Musikhochschule Hanns Eisler und arbeiteten in Takases Sextett zusammen. Unterdessen ist Daniel Erdmann von Berlin nach Reims übergesiedelt. Beide realisierten andere Projekte so Aki Takase u. a. mit Alexander v. Schlippenbach und David Murray, Daniel Erdmann mit Hasse Poulsen und Edward Perraud im Ensemble Das Kapital. Während des Lockdowns wuchs der Wunsch, erneut an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten und so entstanden Kompositionen für den jeweils anderen. Während einer kurzen Phase der Öffnung konnten beide drei Tage lang ihre neu entstandenen Kompositionen im Budapest Music Center aufnehmen. In der Pressemitteilung zum aktuellen Album liest man Folgendes: „Isn’t it romantic? points to jazz history, threading tradition and the contemporary through personal tales and impressions that grew out of the extra-ordinary; with playing marked by clear contours, enchantment, precisionand spontaneity between two, revelling at the edges of romance.“ Angesichts dessen wundert der Abschluss des Albums nicht: Richard Rogers’ „ Isn’t it Romantic?“.

„Sans Sulfites“, das Eröffnungsstück des Albums, scheint vom Charakter her einem Broadway-Musical-Song mit eingängiger Melodie zu gleichen. Auffallend ist das sanfte Saxofongesäusel, das Daniel Erdmann zu verdanken ist, derweil Aki Takase für gezielt gesetzte „Untertöne“ sorgt. Dabei nimmt Takase durchaus die Phrasierungen Erdmanns auf, der Schritt für Schritt die Thematik in Paraphrasierungen auffächert. Nach und nach bekommt die Komposition ein etwas anderes Gewand verpasst, vor allem wenn Aki Takase in ein wenig Ragtime und Boogie verfällt. Angesichts der sonstigen Aufnahmen, die wir von der Pianistin kennen, ist das durchaus überraschend. Kaskadierend zeigt sich Aki Takase in „Fiesta Magdalena“. Zugleich meint man Daniel Erdmann verliere sich in einem Tanz aus Elisabethanischer Zeit. Spielt er dabei eigentlich Tenorsaxofon oder doch Oboe? Das sonst eher Aufbrausende des Tenorsaxofons, das auch schon mal röhrt und kehlig sich äußert, ist völlig abwesend. Sehr feine Klangziselierungen sind zu vernehmen. Beinahe kristallin-zerbrechlich klingt zeitweilig dazu die Pianobegleitung durch Aki Takase. Die Pianistin lässt aber auch Lyrisches ans Ohr des Zuhörers dringen. Dass das nicht nur im Diskant, sondern auch im Bass möglich ist, wird im Fortgang des Vortrags unterstrichen. Insgesamt überwiegt ein konzertanter Eindruck und die klassische Geschlossenheit mit erkennbarem, sich wiederholendem Thema.

„Voodoo Girl“ hat so gar nichts mit Jimi Hendrix’ „Voodoo Child“ gemein, was man vielleicht angesichts der Titelnähe denken könnte. Mit lang gezogenen Saxofon-Sequenzen werden wir empfangen. Zurückgenommen ist das Spiel von Aki Takase. Wie eine klangliche Windhose entwickelt Daniel Erdmann sein weiteres Spiel für einige Momente, ehe Aki Takase auf ihre eigene Weise mit ihrem Tastenspiel den Verwirbelungen Erdmanns folgt und sich in sie fallen lässt. Währenddessen schweigt der Saxofonist. Aufgewühlt zeigt sich der Saxofonist, sobald er wieder Teil des musikalischen Geschehens wird. Um ein Bild zu nutzen, scheint er klanglich drehende Spiralen einzufangen, die Teil eines kinetischen Kunstwerks sind. Ein Schelm, der da an Tinguely denkt.

Tenorsaxofon oder doch Baritonsaxofon fragt man sich bei den ersten Takten von „An jeder Kreuzung liegt eine Erinnerung begraben“, einem Stück, in dem der Saxofonist eher durch explosive „Schnalzlaute“ auffällt. Dabei entwickeln beide Musiker in Zweisamkeit zunächst parallele Klanglinien. Doch dann entfernen sich beide von einander, scheinen Stück für Stück Fragmente vorzutragen. Am Ende jedoch sind beide in einem Parforceritt des Klangs vereint. Ein wenig an orientalische Kunstmusik mag sich der eine oder andere Zuhörer bei „Magic“ erinnern. Dieser Eindruck wird im Weiteren verwischt. Klangliche Riffelungen und Schraffierungen werden zu Gehör gebracht. Aufregung, Unruhe, Hektik und allgegenwärtige Bewegung werden im Klangbild sichtbar. Aki Takase sorgt nachfolgend in ihrem Solo mit der Basshand für eine solide Bodenhaftung. Mit einem  Klarinettenklang ist anschließend Daniel Erdmann unterwegs. Und dann sind beide wieder im Thema zwischen Serail und Souk vereint, oder?

Wie in anderen Kompositionen auch findet sich in „Reconstruction in Berlin” ein durchaus melodisch ausgerichtetes Thema. Ist dabei Daniel Erdmann am Altsaxofon oder Sopransaxofon zu hören? Angesichts der „glockenhellen Lage“ muss man das annehmen. Im Fall dieser Komposition kann man sich gut vorstellen, dass es eine geeignete Begleitmusik zu einem Stummfilm sein könnte. Hier und da meint man gar, es gäbe Querverbindungen zur Musik in „Kuhle Wampe“, oder? Nachhaltige „Piano-Schläge“ und eine starke Basshand von Aki Takase treffen auf dahingleitende Saxofon-Passagen, die bildlich Cirruswolken gleichen. Mit „Isn’t it Romantic?“ wird das sehr hörenswerte Album schließlich beschlossen.

© ferdinand dupuis-panther


Info

Tracks
1. Sans sulfites 5’ 20”
2. Festa Magdalena 5’ 04”
3. Voodoo Girl 4’ 40”
4. Good Bucket Quick Step 4’ 44”
5. Elevation 5’ 01”
6. No Particular Night or Morning 2’ 00”
7. An jeder Kreuzung liegt eine Erinnerung begraben 2’ 52”
8. Magic 6’ 03”
9. A Small Step for Me 4’ 37”
10. Reconstruction in Berlin 3’ 47”
11. The Cat 1’ 54”
12. Pascale 4’ 25”
13. Isn’t it Romantic? 4’ 34”
Total time: 55’ 07”
Compositions by Aki Takase (2, 4, 6, 8, 10, 12), Daniel Erdmann (1, 3, 5, 7, 9, 11) and Richard Rogers (13)

http://akitakase.de/
http://www.daniel-erdmann.com/Home.html


In case you LIKE us, please click here:



Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications





Hotel-Brasserie
Markt 2 -
8820 TORHOUT

 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Pedro Soler
(08/06/1938 – 03/08/2024)
foto © Jacky Lepage


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Jeroen Goddemaer
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Chris Joris
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst