Aki Rissanen: Amorandom
A
Edition Records, EDN 1067
„Over the last few years Aki has quietly been building a name in the international jazz world both as a leader and as a sideman. With Amorandom, he delivers his most authoritative work to date. There’s a fluidity in his playing and a boldness in his composing that deserves widespread praise and real recognition for one of the finest young European pianists.
Described by Downbeat as a ‘rising star around Europe, Amorandom is the work that will introduce Aki Rissanen’s startling new talent to a global audience.“ So heißt es in der Presseveröffentlichung von Edition Records. Alle Kompositionen, von „Pulsar“ über „For Rainbows“, „Signettes“ und „Eye-opener“ bis hin zum letzten Stück namens „Amorandom“ stammen aus der Feder von Aki Rissanen. Er formt mit Antti Lötjönen (Bass) und Teppo Mäkynen (Drums) ein klassisches Jazz-Trio.
Um die Entstehung des vorliegenden Albums zu verstehen, hören wir, was Aki dazu ausführte: „The music on this album is based on an animation movie, to which I composed a soundtrack a few years ago, directed by Tuula Leinonen and animated by the “grand old man” of the Finnish scene, Antti Peränne.. Although the original music has gone through many stages of transformation, you can still hear a cinematic flavor in it.“
Den Pulsschlag gibt in „Pulsar“ der Drummer vor, der seine Sticks auf den Rand einer der Trommeln niedergehen lässt, ehe er dann die Becken zart tätschelt, und Aki Rissanen den „Dreiklang-Puls“ anstimmt. Dramatische und epische Passagen wechseln einander ab. Immer hat man beim Zuhören den Eindruck des Vorwärtsgehens. Man kann sich beim Zuhören auch das Bild einer in Bewegung geratenen Straßenbahn machen, die erst das Momentum überwinden musste. Genauso gut kann man aber auch den Lichtwechsel der nächtlichen Großstadt in den Klangfolgen sehen. „Hopsende Klangpassagen“ treffen auf Beckenverwirbelungen. Die linke Basshand ist nie untätig, auch wenn der Bass für die tiefen Töne zuständig ist.
Im Zuge der Komposition drängt sich das Bild städtischen Verkehrs in der Rush Hour auf, erfasst mit einem Zeitraffer! Und dann ist da schließlich auch wieder der Pulsschlag – dank an Aki Rissanen, der den Puls in die Höhe treibt, aber auch für Entspannung zuständig ist. Gleiches gilt für einen Moment für den Bassisten Antti Lötjönen, der sehr geschickt die vorherigen Klavierpassagen moduliert.
Widmen wir uns nachfolgend dem Stück „Paysages pas Sages“, eine eher lyrisch daherkommende Weise, die allerdings durch das Schlagzeug und auch durch das bassorientierte Klavierspiel besondere Akzente erfährt. Eine gewisse Redundanz – man achte auf Bass und Drums – ist nicht wegzuwischen, derweil sich in den Klaviersequenzen das Grundmotiv mehr und mehr verfeinert. Würde diese Komposition nicht gut zu einer Verfilmung der Wanderung auf dem Jakobsweg passen? Man hat jedenfalls streckenweise die Vorstellung, Wanderer würden sich Schritt für Schritt ihrem Ziel nähern. Hier und da vermeint man gar, ein Unwetter aufziehen zu hören. Fallen da nicht auch Regentropfen: Plinkplinkededinkdedink?
Beim „Augenöffner“ („Eye-Opener“) handelt es sich um eine solistische Einlage von Aki Rissanen, der dabei eine starke Basshand führt, über die er bewegte Sequenzen dahinschweben lässt. Allerdings wird das Schweben hier und da gebrochen, so als wäre musikalisch ein Absturz einzufangen gewesen. Wer sich vorstellt, mit einem Gleitdrachen in der Thermik auf- und abzusteigen, der hat ein zur Musik adäquates Bild im Kopf.
„Bird Vision“ lautet der nachfolgende Titel, bei dem zunächst einmal die Eröffnung in den Händen des Bassisten und Drummers liegt. Doch dann fliegen die Finger Rissanens über die Tasten. Dabei kann man sich durchaus den Zug von Kranichen und Wildgänsen vorstellen. Zu hören ist dabei nicht das Schreien dieser Zugvögel, sondern deren Flügelschlag: auf und ab, auf und ab. So suggeriert es jedenfalls Rissanen mit seinem stark akzentuierten Spiel.
Mit „Amorandom“ schließt das Album. Setzt sich der Titel aus „Amor“ und „random“ zusammen? Hat er eine Bedeutung jenseits des Klangs? Die Lösung bleibt im Dunkel. Auf alle Fälle scheint diese Komposition im Geiste von Sibelius und Chopin entstanden zu sein. Sie klingt jedenfalls sehr klassisch angelegt, getragen und schwermütig, wie viele Stücke der oben genannten Komponisten. Beinahe meint man gar, es handele sich gar um ein Trauerlied.
Aki Rissanen und seine Mitmusiker überzeugen durch ein sehr abwechslungsreiches Spiel mit unerwarteten Spannungsbögen. Es ist dabei überhaupt kein linearer Spielmodus auszumachen – und das ist gut so. Auch wiederholte Soundschemen, die ermüden, fehlen zum Glück.
Text: © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Edition Records
http://www.editionrecords.com
Musiker
Aki Rissanen
http://akirissanen.com/