Ahmed El-Salamouny - Rio Rhythms
A
Acoustic Music
„Ahmed El-Salamouny – Virtuose Magie“ so lautet ein Zitat aus einer Konzertkritik der Süddeutschen Zeitung. Und noch ein Zitat, diesmal vom brasilianischen Gitarristen Paulo Bellinati wirft ein Spotlight auf den ursprünglich aus Ägypten stammenden, aber nunmehr sowohl in Rio de Janeiro (Brasilien) wie auch Deutschland beheimateten Gitarristen: „Es ist ein Mysterium der Natur, Ahmed ist zwar woanders geboren, spielt aber wie ein Brasilianer. Und er versteht es, unserer Musik neue Impulse zu geben.“
El-Salamouny studierte klassische Gitarre bei Barna Kovats am Salzburger Mozarteum und ist zurzeit Leiter des internationalen Seminars für brasilianische Musik in Salvador, Brasilien, das bereits seit mehr als zwanzig Jahren regelmäßig ausgebucht ist. Zahlreich sind seine Veröffentlichungen in Fachmagazinen und von Lehrbüchern. Ahmed El-Salamouny, der eine Zusatzausbildung in Musik-Physiologie und -Psychologie besitzt, gab vor einigen Jahren das Buch „Breaking the wall“ (Acoustic Music) heraus. In diesem skizziert er seinen Weg als Musiker.
Das aktuelle Album enthält überwiegend eigene Kompositionen, aber auch solche bekannter brasilianischer Musiker wie Antonio Carlos Jobim, Baden Powell, Luis Bonfá oder Noel Rosa. Es ist eine Reise zwischen „Salvadore“ und „Rio“ - so zwei der Kompositionen, die sich auf dem Album finden. Bonfás „Manhā de Carnaval“ bringt uns El-Salamouny ebenso zu Gehör wie Baden Powells „Deixa“ und Jobims „Agua de Beber“. Mit El-Salamouny sind wir mit dem „Crystal Voyager“ unterwegs, erleben eine „Brisa Mar“ („Meeresbriese) sowie einen „Endless Summer“.
Bei all den Stücken, die wir hören, erleben wir eine Klangreise und die Suche nach der schönen Melodie. Das ist bisweilen von durchaus feuriger Rhythmik begleitet, so bei „Deixa“. Hier und da sehen wir vor unserem geistigen Auge kaskadierende Klangströme. Klangwölkchen ziehen dahin; gewebte Turbulenzen des Klangkosmos sind auszumachen, so auch im Eröffnungsstück „Salvador“. Gibt es dann nicht auch feine Flamenco-Beimengungen zu entdecken? „Babaçu“ folgt nach unserer ersten musikalischen Begegnung.
Eher in Richtung einer Ballade eines Singer/Songwriters ist „Amor de Indio“ (comp Beto Guedes) angelegt. Und dann folgt eine „Meeresbrise“ („Brisa Mar“). Nach und nach scheint diese sich aufzufrischen. Vor dem geistigen Auge sieht man die kabbeligen Wellen des Meeres und die kleinen Aufwirbelungen des Sandstrandes. Allgegenwärtig ist eine Leichtigkeit mit und ohne Bossarhythmik. Wer brasilianischen Jazz mag, der kennt den nachfolgenden Song: „Manhã de Carnaval“, gesungen von Astrud Gilberto. Auf die Lyrik wie „morgen welch ein schöner morgen/ein fröhlicher tag der da kommt/sonne am himmel steigt ...“ müssen wir bei der aktuellen Aufnahme verzichten, aber nicht auf das würzige Klangaroma eines brasilianischen „Schlagers“. Die Melodie umgarnt uns in all ihren klanglichen Schmeicheleien. Beim Hören von „Noronha“ musste der Berichterstatter, warum auch immer, an zwei Beatles-Songs denken: „Blackbird“ und „Norwegian Wood“. Zufall?
„Crystal Voyager“ hat durchaus etwas von einem Rock- und Popsong, dem nur die Lyrik fehlt. Es drängt sich beim Hören der Eindruck auf, dass Sting und Dire Straits in ihrem musikalischen Schaffen Pate gestanden haben. Und Brasilien scheint sehr fern. Kein Wunder, denn sind wir nicht mit dem Song auf Reisen, vielleicht sogar um die Welt? Ein Klassiker brasilianischer Musik ist „Deixa“ aus der Feder des brasilianischen Gitarristen Baden Powell. Das perlende Saitenspiel ist ein wahrer Genuss. Als würde man in einem der Höfe in Cordoba Flamencotänzern und -musikern zuhören, so klingt „Grauna“, mit verhaltenem Stampfen harter Absätze, wehmütigem und klagendem Gesang und anmutigen Tanzschritten. El-Salamouny hat dies virtuos mit seinem Saiteninstrument eingefangen, wiederum ein klangliches Mosaiksteinchen mit Rio-Rhythmik. Vom Charakter gänzlich anderes ist hingegen „Agua de Beber“ (comp Antonio Carlos Jobim). Wer bei dem Vortrag ruhig sitzen bleibt und nur dezent mit der Fußspitze wippt, ist selbst schuld. Denn wir erleben Bossa nova in Reinkultur. Schließlich durchleben wir klanglich einen endlosen Sommer („Endless Summer“). In einem anderen Tempo vorgetragen und mit Lyrik versehen, könnte dieser Song auch ins Repertoire von Barden wie Leonard Cohen oder Bob Dylan passen. Und am Schluss des Albums sind wir dann in „Rio“ angekommen. Fazit: ein Album mit wunderbaren Melodien, die die Alltagssorgen vergessen lassen, gerade in den Zeiten der bedrohlich erscheinenden Pandemie.
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