Adam Page - The Colours of Grief
A
Wizard Tone Records
Der in Adelaide (Australien) beheimatete Multiinstrumentalist Adam Page widmet sich im vorliegenden Album dem “musikalischen Farbenspiel”. Dabei ist nicht von irgendeinem Farbwechsel die Rede, sondern von den Farben der Trauer, so der Titel des aktuellen Albums. Allerdings “ertrinkt” die Musik nicht gänzlich in Melancholie und Schmerz, versteigt sich nicht ausschließlich in schwarze und graue Nuancen, sondern lässt helle Farben durchscheinen, so zumindest unterstreichen es Titel wie “Red”, “Purple” oder “Orange”. Ja, “Grey” und “Black” kommen im vorliegenden Opus auch vor, aber eben nicht ausschließlich. Bis auf „Green“ stammen alle Kompositionen aus der Feder von Adam Page. “Green” hingegen ist eine Gruppenimprovisation.
Neben Adam Page (Tenor Saxophone, Piano on 'Purple') sind am Album der Gitarrist James Brown, der Pianist Brenton Foster und der Bassist Ross McHenry beteiligt. Aufgemacht wird mit dem Stück “Red” gefolgt von “Grey” und “Black”. “Brown” und “Green” bilden den Abschluss des Albums.
Getragen und voller Schwere, dabei durchaus auch sehr konzertant und an europäische Klassik angelehnt entwickelt sich „Red“. Es erscheint so, als sei es am Tenorsaxofonisten die tiefe Trauer auszuloten. Herbstfarbenes Rot drängt auf, insbesondere wenn man hört, welche melodischen Linien Bass und Piano zeichnen. Gewiss hier und da vermeint man, einen hellroten Farbtupfer aufscheinen zu sehen, gleichsam verblühter Mohn. Doch die Grundstimmung, die vermittelt wird, ist eher düster-herbstlich, bisweilen winterlich. Dunkle Klangfarben überwiegen. Und ab und an vernimmt man auch das Totenläuten, dank an den Pianisten, oder? Und das Bild des letzten Weges, eines Trauerzugs an einem nasskalten Novembertag, schließt sich daran nahtlos an.
So eingestimmt setzt sich das musikalische Opus in „Grey“ fort. Herbstlichen Klangnebel erleben wir. Alles scheint verlangsamt. Die Stille scheint sich Raum zu nehmen, folgt man den sehr feinen, teilweise gehauchten Passagen, die Adam Page anstimmt. Schmerz drückt sich in einigen Sequenzen aus, insbesondere sobald der gestrichene Bass in den Vordergrund tritt. Zurückhaltend agiert dabei der Pianist. Doch auch Hoffnung weckt die Musik, wenn wir Adam Page im zweiten Teil von „Grey“ folgen.
„Black“ folgt auf „Grey“ und beginnt mit einer dahinfließenden Klavierpassage in Begleitung eines tieftönenden Basses, der mit dem Bogen gestrichen wird. Dunkle Wolken kann man sich als Bild dazu denken. Unheil und Unwetter scheinen beschworen zu werden. Alles scheint im Fluss. Hört man intensiv zu, dann drängen sich symbolistische Gemälde auf, wie sie unter anderem Arnold Böcklin gemalt hat. Auch „Purple“ eröffnet mit einer eher im Bass gegründeten Pianopassage, die einem sich entwickelnden Malstrom gleicht. Irgendwie hat man beim Zuhören obendrein den Eindruck der Ruhe vor dem Sturm. Im weiteren Verlauf hellt sich die Stimmung auf. Dabei agiert der Pianist Brenton Foster nach wie vor solistisch und hinterlässt bei seinem Spiel den Eindruck, er wolle mit den schwarzen und weißen Tasten das Spiel von Kirchenglocken einfangen.
An ein Lamento bzw. Requiem erinnern die ersten Takte von „Brown“, stark bestimmt durch einen allgewaltigen, gestrichenen Bass. Sobald allerdings Adam Page seinen Holzbläser ertönen lässt, ändert sich dieser Eindruck für einen kurzen Moment. Das ist sicherlich auch den eher verspielten Gitarrenklängen und dem gezupften Bass zu verdanken. Das Stück scheint dabei ein wenig die Musik der Renaissance aufzugreifen und das eher Liedhafte herauszustellen. Auffallend ist bei diesem Stück auf alle Fälle der im Vergleich zu anderen Stücken stete Wechsel der Klangfarben, unter anderem beim Solo von James Brown zum Ende des Stücks.
Etwas Kontemplatives strahlt „Green“ aus. Unendliche Weite scheint dabei musikalisch eingefangen zu werden. Doch auch in diesem Stück ist eine gewisse Schwermütigkeit hier und da vorhanden, jedoch ohne Grieg'schen Pathos.
text © ferdinand dupuis-panther
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