Adam Forkelid – Turning Point
A
Prophone
Der schwedische Pianist Adam Forkelid legt nun nach seinem 2021 erschienenen Album „1st Movement“ sein jüngstes Album vor. Über dieses lesen wir: "„Turning Point“, offers a contemporary Nordic mirror into the journey of life. The music represents a sonic exploration of life's inevitable changes that make up each of our personal stories. Written across a month and recorded in a single day, the record showcases a poignant fusion of the piano and guitar - a collaborative interplay central to the record's identity. His expansive palette of influence includes flavors borrowed from classical composers Satie and Chopin, Brazilian and Cuban rhythms, to Bill Frisell and Chick Corea.“
Für die Aufnahmen umgab sich der Pianist Forkelid mit dem Gitarristen Carl Mörner Ringström (Marius Neset, Virgil Donati), dem Bassist Niklas Fernqvist (Joel Lyssarides, Claire Martin) und dem Drummer Daniel Fredriksson (Claire Martin, Isabella Lundgren). Adam Forkelid blickt übrigens auf eine über mehr als zwei Dekaden spannende musikalische Karriere zurück. In deren Verlauf war er mit der Norrbotten Big Band, Pedro Martins, Louis Cole & Knower, Maria Schnieder und dem Svante Söderqvist Trio auf den Bühnen Schwedens unterwegs. Zudem ist Forkelid Mitglied von Lekverk und dem Neo-Fusion Ensemble Soundscape Orchestra.
Mit „Wendepunkt“ („Turning Point“) eröffnet das Album. Dabei klingen die ersten Takte nach bestem Fusion verschmelzen Gitarrenklang und Tastenfolgen zu einer Einheit. Allerdings hat man zu Beginn den Eindruck, man höre nicht eine Gitarre, sondern eher ein Rhodes oder ein Synth. Die Rollen von Pianist und Gitarrist sind wie folgt zu skizzieren: der eine setzt markante Akzente und der andere lässt Saitenklänge dahingleiten. Zudem hören wir Adam Forkelid auch solistisch mit ausgeprägten Kaskadierungen und seltenen Perlenketten des Klangs. Da rinnt bildlich ein Strom dahin, denkt man an nachdrückliche Landschaftsgemälde, die Johan Christian Clausen Dahl uns hinterlassen hat. Es sind eindrückliche nordische Landschaften mit reißenden Wasserfällen und Flüssen! Und genauso erscheint auch das, was wir vom Quartett um Adam Forkelid hören!
Im Solo des Gitarristen finden sich durchaus Bezüge zu Scofield und Frisell, doch auch genuin eigenes mit schneller Klangfolge und einem leichten Wimmern der Gitarre, deren Klang dann schon den Bereich Jazz Rock berührt und an manchen Stellen wie gesagt, an Synth-Klang denken lässt. Und schwingt da nicht auch ein wenig Weather Report mit?
Weiter geht es mit „Strive“ und „The Space Between“: Der Beginn von „Strive“ erscheint wie eine große Geste der Klavierkunst, auch ein wenig an Etüde erinnernd, und dann ist es am Gitarristen den Klangbogen weit zu spannen. Ist da nicht auch ein bisschen Popmusik mit im Spiel? Jedenfalls hat das Stück eine durchaus lyrische Konnotation. Nachfolgend erleben wir einen weichen Klangteppich, den der Gitarrist vor uns ausbreitet, dezent begleitet vom Bassisten des Quartetts. Beim weiteren Hören, insbesondere bei dem Pianosolo von Forkelid drängt sich u.U. der Begriff des romantischen Liedes bzw. der Folklore auf. Ohne Frage hören wir eine schöne, klanglich fein ziselierte Melodie. Zum Diskant des Pianisten gesellt sich streckenweise der Klang der angerissenen Basssaiten als Gegenstück.
„The Space Between“ ist geprägt von der „Doppelhelix“ aus Piano- und Gitarrenklang. Alles scheint im Fluss, im Klangstrom dahin zu rinnen. Würde man die Klänge in eine Farbpalette umsetzen, so wären wir bei sommerlichen Farben, bei expressiven Farben eines van Gogh, würden das Licht des Südens und nicht das des Nordens erleben. Ohne Frage ist Forkelids Musik eine Erzählerische und das gilt auch für die weiteren Stücke. „No Man’s Land“ beinhaltet auch Anlehnungen an die Filmmusiken von bekannten Western. Musik von Enno Morricone als Vorlage?
Weiter geht es mit „Moving on“: Eine gewisse Dramatik liegt in der Eröffnung des Stücks. Anlehnungen an Blues entdeckt man wohl in Forkelids Piano-Sequenzen. Viel Beckenrauschen liegt über den Tastenpassagen. Ein wahrer Ohrenschmaus ist das eingebundene Gitarrensolo. Dabei steht Carl Mörner Ringström in seinem Spiel dem der Granden des Gitarren-Jazz in nichts nach. Da werden schnelle Saitenläufe aneinander gefügt, ehe dann der Pianist darauf seine Antwort findet.
In dunkle Klangfarben ist der Beginn von „The Old House“ getaucht, dank an den Pianisten und den Bassisten. Es scheint bildlich so, als würden tiefgraue Wolken über dem alten Haus hängen. Aufgehellt wird der Klang durch den Beitrag des Gitarristen. Und auch der Pianist lässt sein nachfolgendes Solo im Diskant verharren. Muss man bei diesem Stück nicht auch ein wenig an skandinavische Komponisten wie Grieg und Sibelius denken, an nordische Schwermut? „Fragments“ ist dann der gelungene Abschluss des Albums.
© ferdinand dupuis-panther
Line-up
Adam Forkelid - piano
Niklas Fernqvist - bass
Daniel Fredriksson - drums
Carl Mörner Ringström - guitar