Beim Jazzfestival im Herbst 2015 hatte ich die Gelegenheit, mit den beiden Jazzmusikern, Orchesterleitern und Komponisten Richard Schwartz (guitar) und Lukas Bamesreiter (conducting, trombone) nach ihrem Auftritt mit dem BSO zu sprechen.
Erzählt doch mal bitte ein wenig etwas zum Ursprung der Formation und auch zur Instrumentierung, sprich über eine Großformation abseits der klassischen Big Band im Sinne von Count Basie oder Duke Ellington.
RS: Das erste Konzert, bei dem unsere eigene Musik mit einer großen Band aufgeführt wurde, war tatsächlich im Rahmen einer Hochschulprüfung. Dabei sollten wir für das Fach Arrangement und Komposition ein Big-Band-Stück schreiben. Während des Schreibens habe ich Lukas angerufen und meinte, dass das, was ich schreibe, ein bisschen schwierig ist; ich habe noch keine Sängerin und ich brauche eigentlich auch eine bestimmte Besetzung. Wir haben zu dieser Zeit gemeinsam im Landesjugendjazzorchester Bayern gespielt. Er meinte dann, was er schreibe, sei auch nicht gar so einfach und er wisse auch nicht, ob wir das mit der von der Hochschule abgestellten Hochschul-Big-Band überhaupt spielen können. Deswegen war die Überlegung, dass wir unsere eigenen Leute anrufen und quasi selber eine Big Band organisieren .
LB: Der passende Zufall war, dass am Tag zuvor das Landesjugendjazzorchester, in dem wir mitspielten, in München ein Konzert in der Unterfahrt gegeben hatte. So konnten wir unsere Mitmusiker fragen, ob sie denn nicht übernachten und am nächsten Tag unsere Kompositionen aufführen wollten. Es waren alle relativ schnell dabei. Das war sehr cool. Dann ist das Vorspiel sehr gut gelaufen. So hat sich die Band in diesem Moment gegründet. Dabei war es uns allerdings nicht bewusst, dass das Projekt ein derartiges Ausmaß annimmt.
RS: Nein, überhaupt nicht. Es war ja nur eine für eine Prüfung organisierte Angelegenheit. Da ging es dann aber auch schon los, dass sich die Besetzung durch Zufälle änderte. Wir haben einen Saxofonsatz gefragt, den wir eigentlich haben wollten. Doch hat der Lead-Saxofonist nicht zusagen können, weil er einen anderen Termin hatte. Danach kümmerte ich mich um Ersatz und fragte eine Saxofonistin, die eigentlich klassische Klarinette studiert hatte. Wochen danach gab es dann allerdings eine Zusage des ursprünglich angefragten Saxofonisten. Ich wollte aber der Klarinettistin/Saxofonistin nicht absagen, sodass ich in das ursprüngliche Stück noch eine Art Klarinetten-Feature eingebaut habe. So wurde der Saxofonsatz erweitert.
LB: Im Nachhinein ist es uns dann aufgefallen, dass es eigentlich eine coole Idee ist, mit sechs Saxofonen zu arbeiten. Man hat so viel mehr Möglichkeiten.
Zu den Reeds gehören?
RS: So wie wir uns die Grundbesetzung als Klangbild ausgedacht haben – es sind einige Doublings dabei -, sind es zwei Baritonsaxofone, zwei Tenorsaxofone, ein Altsaxofon und eine Klarinette.
Also statt Sopransaxofon eine Klarinette, die samtener klingt, als eine bewusste Entscheidung?
RS: Es ist eher eine Addition. Die Klarinette ist auch nicht so in den Satz integriert. Den ursprünglichen Big-Band-Saxofonsatz haben wir ein bisschen in die Tiefe verlagert, indem wir ein Altsaxofon weniger und ein Baritonsaxofon mehr haben und als Addition mit einer anderen Farbe die Klarinette.
In der Band gibt es ein Waldhorn, eher ungewöhnlich und aus der Klassik kommend. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
RS: Die Idee kam hauptsächlich von Lukas. Ich erinnere mich, dass wir im Vorfeld öfter darüber gesprochen haben, dass die Klangfarbe des Horns sehr schön ist. Wir haben auch darüber geredet, dass es im Kern auch die bessere Posaune wäre. So kam die Idee auf. Im Laufe des Projekts entwickelten wir die Idee, unsere Bachelor-Abschlussprüfung mit der Big Band zu machen und dafür ein Programm zu schreiben. In Vorbereitung darauf haben wir die aktuelle Besetzung zusammengesucht. Svenja Hartwig, unsere Hornistin, hat in München Klassik studiert, sodass der Kontakt mit uns gegeben war.
LB: Sie hat bei uns zuerst gesungen. Das war auch mehr oder minder Zufall. Sie war bei unserem allerersten Konzert als Sängerin dabei, bei dem wir nur zwei Stücke gespielt haben. Im Verlauf haben wir herausbekommen, dass sie auch sehr gut Waldhorn spielen kann. Das hat unsere Idee beflügelt, das Waldhorn einzubauen.
Abschließend: Wo liegen die Wurzeln für eure Musik? Was sind die Inspirationen?
RS: Ganz viel kommt natürlich von dem, was man selbst viel gespielt hat, auch und gerade im Landesjugendjazzorchester und in verschiedenen Hochschul-Big-Bands. Maßgeblich war zumindest für mich, das Requiem von Steve Gray zu spielen. Dies ist für 100 Sänger mit Big Band geschrieben worden. Das unterscheidet sich von dem Traditionellen, das wir gespielt haben wie Bill Holman und Duke Ellington. Wir haben auch die „Nussknackersuite“ von Ellington gespielt. Dadurch gab es auch den Bezug dazu, aus der Klassik etwas zu nehmen und es für eine großorchestrale Besetzung zu arrangieren. Das war der Anreiz für das eigene Schreiben.
LB: Die Faszination für eine große Besetzung und für Sektionen, die aus eigentlich gleichen Instrumententypen bestehen, hatte ich schon immer. Solange ich auch Posaune spiele, habe ich eine Vorliebe für Big Bands. Ich wusste halt immer, dass ich irgendwann so etwas machen möchte.
RS: Noch etwas zum aktuellen Programm: Wir haben uns bei den Stücken sehr intensiv mit Inhalten beschäftigt. Das geht schon fast in eine programmmusikalische Richtung, so bei einem Stück, bei dem wir uns ein Konzept ausgedacht haben, gleichsam eine Dramaturgie aus fünf Akten. Wir hatten anfänglich die Vorstellung, ein klassisches Ballett zur Aufführung zu bringen, zu dem ein Jazz-Orchester spielt. Wir haben uns also die Handlung und die Dramaturgie überlegt sowie dazu die musikalischen Leitmotive festgelegt. So gab es eine Vorlage, in der wir geschrieben haben. Bei anderen Stücken unseres Programms stehen eher kleine Ideen im Vordergrund, die zu Kompositionen geführt haben. Es sind aber auch bisweilen Texte – Lukas schreibt auch Texte –,die am Anfang einer Kompositionsidee standen.
LB: Diese Programmgedanken und Idee können aber auch sehr abstrakt sein, also nicht in dem Sinn, dass man bei Programmmusik unbedingt an so Stücke wie „Peter und der Wolf“ denkt.
RS: Also nicht so sehr erzählend, sondern eher abstrakt. Es wurde mir auch schon gesagt, dass unsere Musik sehr humorvoll wirkt. Das hängt wohl mit den abstrakten, übertragenen Ideen zusammen. Wir komponieren nicht zusammen. Jeder schreibt seine Stücke. Über den Inhalt tauschen wir uns dann aus.
Danke fürs Gespräch.
Fotos/Interview: Ferdinand Dupuis-Panther
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Steve Gray: Requiem
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