Der in Münster lebende Saxofonist und Komponist Jan Klare bespielt eine Vielzahl von Schauplätzen. Seit 2006 Orchesterchef von 'The Dorf' zu sein, ist eine Passion von Jan Klare, im Tonstudio CDs mit Ensembles wie 'Das Böse Ding', 'Supernova' und 'Autofab' aufzunehmen, ist eine weitere Leidenschaft des Musikers, der auch im Theater-, Literatur- und Tanzbereich tätig ist. In der Vergangenheit war er unter anderem künstlerischer Leiter des Real Book Zyklus im Dortmunder Domicil und schrieb die Fußballoper „Das Duell D/NL 74″ und die Kammeroper „Ich war die Krawatte von Prinz Claus”.
Ohne Klare wäre „The Dorf“ nicht auf der musikalischen Landkarte zu finden. Die Zahl der Dorfbewohner ist überschaubar und hat die Zahl 30 noch nicht überschritten. In der Eigendarstellung des Projekts lesen wir: „Komplexe musikalische Architektonik wird sichtbar, nichts was man institutionell nennen könnte, aber doch deutlich mehr als der zusammengewürfelte Haufen, der noch vor einigen Jahren nicht 'aufhörte, dem Eindringling Widerstand zu leisten'.“ Bisher steckt das Projekt in den Kinderschuhen, die Volljährigkeit liegt in weiter Ferne, selbst die eingeschränkte Geschäftsfähigkeit, die man mit 14 Jahren erwirbt, besitzt „The Dorf'“noch nicht. Die Band schreibt über sich: „Fakt ist: Die Band brennt nach wie vor von innen, musikalische Konzepte werden probiert, … und Konsequenzen gezogen – letztlich kommt es doch nur auf den Sound an – wertes Publikum: Könnt Ihr es hören?“
Hören kann man „The Dorf“ nicht nur im Netz, sondern auch bei diversen Konzerten. Dann wird ein wahrhaft bombastisches buntes Klangfeuerwerk entfacht. Dazu tragen folgende Musiker ganz erheblich bei: Adrian Prost (Posaune), Volker Kamp (Bass), Serge Corteyn (Gitarre), Simon Camatta (drums), Felix Carlos Fritsche (Saxophon), Tim Isfort (Bass), Florian Walter (Saxophon), Daniel Brandl (Cello), Johannes Nebel (Bass), Tobi Lessnow (Schlagzeug), Axel Knappmeyer (Saxophon), Veit Lange (Saxophon), Andreas Wahl (Gitarre), Oliver Siegel (Keyboard), Gilda Razani (Saxophon), John Dennis Renken (Trompete), Alexander Giffey (Posaune), Alex Morsey (Tuba), Achim Kämper (Elektronik), Markus Türk (Trompete), Johannes Brackmann (Posaune), Ludger Schmidt (Cello), Martin Verborg (Geige, Tenorsaxophon), Anke Jochmaring (Gesang), Marie Daniels (Gesang), Christoph Berndt (Bass-Saxophon), Christian Hammer (Gitarre) …
Wo liegen Deine musikalischen Wurzeln?
Krautrock würde ich sagen, letztendlich. Die ersten wirklich starken Einflüsse sind das gewesen. Ich habe als Kind ein klein bisschen Klavier gelernt und dann Querflöte. Ich habe dadurch auch Klassik gemacht. Was mich wirklich zum Musikmachen gebracht hat, waren so Bands wie Can. Gut, als Bläser war in der Zeit die Querflöte ein Thema. Da gab es relativ viel Flöte in der Musik. King Crimson hatte viele Sachen mit Flöte, Jethro Tull ja sowieso. Es war ein sehr populäres Instrument. Eigentlich habe ich deswegen mit dem Spiel angefangen. Ich habe auch noch Posaune gelernt, weil ein Kumpel auf Chicago stand. In der Kirchengemeinde konnte man umsonst Posaune und Trompete lernen. Dann musste man am Wochenende aber auch immer in der Kirche spielen.
Es gab aber kein Elternhaus, was besonders musikaffin war?
Meine Eltern mochten Jazz zu der Zeit. Wenn in den 60er Jahren mal was im Fernsehen lief, ein Louis Armstrong aus der Westfalenhalle oder so etwas, dann wurde das geguckt. Ich weiß noch, dass sie mal freitags nachts weg waren, als wir noch klein waren, weil sie dann nach Dortmund gefahren sind, um ein Jazzkonzert zu besuchen. Miles Davis fanden die auch gut. So etwas wurde nicht gesammelt. Sie waren keine ausgesprochenen Liebhaber, aber sie mochten Jazz. Meine Mutter spielte ein bisschen Klavier und auch Akkordeon, aber sehr selten.
Das Musikmachen kam also schon von dir heraus?
Ja, Musik ist ja heute noch für viele junge Leute die Chance, dem tristen Alltag zu entfliehen, Parallelwelten sich vorzustellen. So war das bei mir auch. Es war relativ trostlos. Ich habe keine schlechte Kindheit gehabt, so würde ich das nicht darstellen, aber es war eben nicht viel los. Was man in der Freizeit machen konnte, war vielleicht Sport. Musik zu hören, fand ich tierisch aufregend.
Würdest Du sagen, dass das, was Du jetzt machst, Jazz ist oder eher Neue Musik? Oder Free Jazz?
Ich könnte keinen dieser Begriffe in Reinkultur für mich in Anspruch nehmen. Wenn man sagt, „free“ bedeutet freie Musik, dann habe ich damit viel zu tun. Mit Jazz habe ich sicherlich auch zu tun, zum einen durch das Instrument, das ich spiele, zum anderen, weil der Improvisationsanteil sehr hoch ist, weil man heutzutage zwangsläufig damit sozialisiert wird, wenn man sich damit auseinandersetzt. Neue Musik insofern, als ich versuche, neue Musik zu machen. Ich höre neue Musik nicht exzessiv, aber immer mal wieder Musik von Ligeti und Webern. Ich finde auch elektronische Musik sehr spannend. Wenn man von Musik von heute spricht, dann denke ich, dass die Instrumente der letzten zehn bis zwanzig Jahre Computer und Schallplattenspieler sind. Elektronische Musik ist eben auch eine sehr zeitgemäße Form sich auszudrücken.
Was meinst Du mit elektronischer Musik? Meinst du den Einsatz von Loops beispielsweise oder eher die Musik von Jean Michel Jarré? So in die Richtung von „Tubular Bells“?
Das war die populäre Umsetzung. Mich interessieren durchaus auch Sachen, die zu Zeiten Stockhausens halt entwickelt wurden. Wie funktioniert das mit Sinustönen, was kann man damit machen; also Musik zu generieren, die in der Tonerzeugung eigentlich nicht von einem Menschen abhängig ist. Natürlich, das wird von Menschen programmiert, aber sonst wird ein Ton auf einem akustischen Instrument hergestellt. Man hat körperlich unmittelbar mit der Klangerzeugung zu tun. Das war jedenfalls eine historisch notwendige Entwicklung, eine Art Tabula rasa nach dem II. Weltkrieg. Es wurden im Krieg maschinell, kann man fast sagen, Millionen von Leuten getötet, und da hat sich dann auch die Musik verändert. Da konnte die Musik nicht mehr so sein, wie vor all diesen Ereignissen. Ich meine mit elektronischer Musik durchaus auch populäre Gangarten oder Ausdrucksformen. Boards of Canada höre ich zurzeit ganz gerne. Das ist ein schottisches Duo. Ben Frost ist ein australischer Musiker, der in Reykjavík lebt, einfach spannend. Das ist eine andere Art und Weise, wie mit Klang umgegangen werden kann. Die Instrumente sind geduldiger als die, die von Atem gesteuert werden und eine sehr physische Komponente haben.
Wie bist Du eigentlich zu „The Dorf“ gekommen?
Das hat sicherlich eine sehr, sehr lange Vorgeschichte. Wo fange ich da eigentlich an? Im Grunde genommen sind große Besetzungen immer … Nein, noch anders gefasst, mich hat immer mehr eine Szene interessiert als ein einzelner Musiker. Wenn ich einzelne Musiker irgendwie spannend fand, habe ich immer nach einem musikalischen Umfeld gesucht. Ich fand am interessantesten, wo Querverbindungen entstanden sind; der hat etwas mit dem gemacht und wie drückt sich das aus. Wieso ist die Band nicht so gut, nachdem der Sänger die Band verlassen hat? Das hat mich sehr interessiert. Deshalb habe ich den Gedanken an Umfeld und Familie von Anfang an sehr spannend gefunden. In der Zeit, als ich in England war, habe ich mit ein paar Leuten engen Kontakt gepflegt, die schon sehr weit im Gründen von großen Bands waren, im Installieren von Zusammenhängen. Das hat mir die Augen geöffnet, dass man es einfach machen muss und nicht darauf warten kann, dass es passiert. Als ich wieder in Deutschland und Holland war, habe ich meist nur für ein Konzert große Bands zusammengestellt und geschaut, was dabei herauskommt und Sachen ausprobiert. Um 2000 herum habe ich eine große Band gemeinsam mit einem Schlagzeuger Peter Eisold aus Mülheim gegründet. Supernova hieß die Band. Davon gibt es auch eine CD. Das war extrem anstrengend; Dorf ist auch anstrengend. Diese Band war kurzlebiger und dafür anstrengender. Nach drei Jahren war ich ziemlich gar. Dann musste ich das erst einmal ein paar Jahre ruhen lassen, bevor ich einen neuen Anlauf unternommen habe. The Dorf war in den ersten Jahren eine sehr unkomplizierte Band. Jetzt, da wir öfter außerhalb des Domicils spielen, wird es richtig anstrengend. Das ist die Kehrseite des „Erfolgs“ oder „Ruhms“.
Was heißt dabei anstrengend?
Die gesamte Logistik ist immens. Wenn man immer an einem Ort spielt, dann ist jedem klar, wie es läuft. Dann weiß man, wo man steht, wie man aufbaut, wie die Anlage funktioniert. Die Infrastruktur steht, die Werbung steht. Alles ist da. Man muss sich nicht um Übernachtungen kümmern. Das Anstrengende ist, dass wir, meine Frau und ich immer am Abend vorher für 25 bis 30 Leute kochen. Das ist anstrengend. Bei Konzerten außerhalb müssen wir abklären, wie groß ist die Bühne und passen wir alle drauf, wo schlafen wir, welche Technik stellt der Veranstalter. Ein Bus muss gemietet werden und … und ... und … Das Spielen ist außerhalb auch etwas anderes, als wenn man an einem festen Ort mit Werkstattcharakter spielt, wo das Publikum uns kennt, und die Eintrittshürde nicht besonders hoch ist. Da ist auch klar deklariert, dass das unsere Werkstatt ist, wo wir unsere Sachen ausprobieren. Da gehen auch Sachen schief. Damit haben wir keinen Stress. Wenn wir auswärts spielen, und ein Veranstalter uns für ein Festival bucht, erwarten die – und man erwartet das auch von sich selbst –, dass man eine saubere Show hinlegt. Das ist dann unentspannter zu spielen. Es ist auch aufregender, oft. Das ist eher eine gute Herausforderung.
Du spielst Soloprogramme, aber auch mit „The Dorf“ und zudem im Duo und Trio. Was ist das spannende an dem einen, was an dem anderen?
Ja, der große Unterschied ist der, dass ich bei „The Dorf“ kein Instrument spiele. Dass würde mir nicht reichen, nicht selbst aktiv zu spielen. Bei „The Dorf“ geht das nicht und ich bin absolut zufrieden, wenn wir mit „The Dorf“ spielen, kein Instrument in der Hand zu haben, weil ich auch weiß, dass mich das überfordern würde. Ich bin aber emotional sehr davon abhängig, dass ich mich selbst mit einem Instrument ausdrücken kann. Dass man so viele Bands hat, ist irgendwie eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Es ist spannend solo zu spielen; es ist spannend mit bestimmten Leuten zu spielen. Es ist spannend, bestimmte Konstellationen auszuprobieren. Ich habe jetzt angefangen mit drei Leuten zu spielen, wobei wir extrem laut spielen, richtig, richtig laut; mit vier Leuten eine Ecke lauter als mit „The Dorf“. Das ist einfach spannend herauszufinden, was spielt man und wie verändert sich das. Letztendlich ist es nicht so richtig klug; es steckt ein inflationäres Prinzip dahinter. Jemand wie John Zorn, der mittlerweile komplette Festivals bespielt, zeigt sich mit 40 Leuten und spielt auch nicht immer mit. Mein Radius ist sicherlich nicht so groß. Dann ist es oft von Nachteil, dass man so viele verschiedene Sachen macht. Die Veranstalter werden auch ein bisschen müde davon. Das Publikum kann nicht immer nachvollziehen, warum macht er das denn schon wieder. Es wäre besser, eine Sache zu machen und alles da reinzupacken. So bin ich aber nicht strukturiert.
Bei „The Dorf“ bist Du der „Oberkapellmeister“?
Ja, es ist meine Erfindung. Ich habe die Band ins Leben gerufen und 95% der Musik geschrieben. Mittlerweile wird viel delegiert. Die Hauptkoordination ist schon meine Sache. Es kommen schon Vorschläge, und die nehme ich auch auf, aber … Wir bezeichnen „The Dorf“ als Kollektiv. Das ist nicht nur eine Bezeichnung, die ich wähle, sondern zum Teil auch von Kollegen in der Band mitgetragen wird. Einige in der Band würden sagen, dass das kein Kollektiv ist, sondern eine hierarchisch aufgebaute Band.
Ist der Name Gag, Laune? Soll es den Gegensatz Stadt vs. Dorf ausdrücken?
„The Dorf“ ist in ganz NRW, vor allem im Ruhrgebiet verankert. Das hat mehr Urbanität als Münster. Leute aus dem Ruhrgebiet nennen Münster auch die Schweiz Nordrhein-Westfalens. Hier entsteht eine andere Musik als in der Dortmunder Nordstadt. „The Dorf“ ist ein sehr leicht nachvollziehbarer Bandname, weil wir fast so viele Leute haben, wie in einem kleinen Dorf leben. Es gibt in dem Sinne keine feste Band, sondern Fluktuation. Es gibt immer Leute, die die Band verlassen und andere, die neu hinzukommen. Es gibt sicherlich einen Kern von 18 bis 20 Leuten, die immer da sind. Wir haben sicherlich 60 Leute durch das Projekt durchlaufen gesehen. Es ist heterogen; es ist ein Treffpunkt. Es gibt was zu essen; es ist nicht geordnet nach Instrumentengruppen. Wir sagen nicht, wir müssen noch zwei Gitarren haben oder es fehlen uns noch drei Trompeten.
Wie muss man sich als Außenstehender die Arbeit des Ensembles The Dorf vorstellen?
Es ist sehr verschieden. Es gibt Stücke, die werden genauso gespielt, wie sie auf dem Blatt stehen. Auch da fordere ich die Kollegen auf, zu interpretieren, da ich in Stücke Sachen hineinschreibe, die eigentlich nicht zu spielen sind. Man muss das Notenbild mehr interpretieren. Es gibt auch Stücke, die sind komplett frei und die beeinflusse ich höchstens durch Zeichen, die zum Teil rein intuitiv umgesetzt werden, und zum Teil haben wir auch bestimmte Zeichen abgesprochen. Dazwischen gibt es die komplette Bandbreite. Im Grunde genommen versuche ich, das immer wieder zu mischen. Da ist jedes Konzert komplett anders.
Wie findet Ihr das Ende der Musik? Ist alles auf open end ausgerichtet?
Meine improvisatorische Haltung ist angelegt, Geschichten zu erzählen. Das heißt jetzt nicht, dass man wie bei einem abstrakten Bild sagt, da erkenne ich jetzt den Hund, der kommt aus dem Haus, um es zu fassen. So jetzt nicht. Mich interessiert, was entsteht aus was. Das heißt, eine Improvisation beginnt mit einer gewissen Grundneutralität – man kann auch mit einem Knall beginnen –. Es ist so, wie Fischen oder Angeln gehen. Dann zuckt der Blinker, und die Idee ist da. Aus der Energie, der Spannung, entsteht dann ein Fluss und der versiegt von alleine oder er wird konterkariert. Manchmal gibt es auch Absprachen, aber eigentlich geht es bei der Improvisation um die Logik des nächsten Schritts. Hin und wieder stellen wir fest, dass wir das eine oder andere schon einmal gespielt und für uns verbraucht haben. Dann muss man es abkürzen oder torpedieren.
Wie groß ist der Spielraum bei „The Dorf“ für jedes seiner Mitglieder?
Das ist eine spannende Frage. Die haben wir gerade in letzter Zeit wieder thematisiert. Meines Erachtens ist der Spielraum bei „The Dorf“ genauso groß wie bei Flat Earth Society oder jeder anderen Band. Ich glaube sogar, dass bei uns der Freiraum größer sein kann. Ich fordere die Eigeninitiative sehr stark ein und fordere zum „zivilen Ungehorsam“ auf, auch zu riskieren, dass man die Band auch umschmeißt. Ich setze aber voraus, dass derjenige, der das tut, auch ein Anliegen hat. Wenn jemand sagt, ich mache jetzt die ganze Band platt, o.k., dann mus er auch dafür einstehen und das Format haben, das Ding auch alleine zu Ende zu bringen. Die Entscheidung ist eine sehr gewaltige zu sagen, heute ist es mir scheißegal, was passiert, ich mache das Ding. Das sind seltene Ereignisse. Zwischen den Polen bewegt sich das. Ich versuche, auf jeden Fall möglichst viele, möglichst alle Leute permanent spielen zu lassen, was nicht immer geht und nicht immer sinnvoll ist. Wenn es irgendwie geht, dann ist es auch kein Problem, mit 25 Leuten extrem leise zu spiele, aber wirklich leise zu spielen. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass der einzelne Spieler nicht 60% der Zeit auf der Bühne steht und nichts zu tun hat. Das ist für die Bandenergie tödlich.
Noch etwas zur Instrumentierung der Band: Was machen eine Geige, drei Gitarren, drei Bässe und ein Cello bei „The Dorf“?
Der Geiger und der Cellist sind sehr spezielle Kollegen, und deshalb sind es auch so wenige. Martin Verborg ist ein fantastischer Geiger und ein sehr guter Saxofonist. Der hat einen Verstärker neben sich zu stehen, genauso Ludger Schmidt, der spielt eine Art elektrisches Cello, hat früher aber auch viel akustisches Cello gespielt. Im Grunde genommen ist die Auffassung von Streichinstrumenten ein bisschen wie von Magma. Das passt sehr gut. Beide sind auch sehr gute Improvisatoren, die früher auch Klassik gemacht haben, vor allem Ludger Schmidt. Beide sind mehr Rock- oder Jazzmusiker als Klassiker.
Was treibt Dich um, ein Projekt wie 'The Dorf' über so viele Jahre zu begleiten und voranzutreiben, das im Ruhrgebiet zu verorten ist?
Ich habe das auch in Münster probiert, aber nicht die entsprechende Szene entwickeln können. Es gibt einfach nicht genug Musiker dafür, und die wollen eigentlich auch nicht mehr machen, als ihre Jazzstandards zu spielen. Es gibt sicherlich Ausnahmen. Im Ruhrgebiet bin ich aufgewachsen und habe sehr gute Freunde und Kollegen dort. Das ist letztlich doch meine geographisch-musikalische Heimat. Wir haben die Band auf die Landkarte gesetzt, in Deutschland eh, aber auch im umliegenden Ausland. Leute, die sich für große Besetzungen interessieren, haben hierzulande sicherlich von „The Dorf“ gehört. Das bedeutet, dass wir unseren Sound kreieren können. Wir merken auch, dass Veranstalter gezielt Musiker aus dem Umfeld buchen. Wir haben alle von „The Dorf“ profitiert. Ich habe davon auf jeden Fall profitiert: „The Dorf“ unter der Leitung von Jan Klare heißt es. Es klingt so, als wäre es Kalkül. Dafür ist es zu anstrengend. Es ist nicht zur Nachahmung empfohlen. Ich glaube das 80-90% derjenigen, die in der Band spielen, nie vorher und wahrscheinlich auch nie mehr in einer solchen Band spielen werden, die derart gigantische Musik macht. Vielleicht nicht in jeder Sekunde, aber im Großen und Ganzen.
Ist das Spielen, also der Liveauftritt das A und O und das Wichtigere gegenüber einer CD-Produktion?
Der überwiegende Teil der Musiker, mit denen ich es zu tun habe, sind Musiker, die Livemusik machen. Es gibt ein paar Leute, die mehr produzieren und Tonträger herstellen. Bei mir ist es in den letzten Jahren auch mehr zum Thema geworden. Mittlerweile denke ich, dass ich mich mehr mit der Produktion von Tonträgern beschäftigen sollte. Nach wie vor finde ich, dass ich im Großen und Ganzen die CDs zu schnell fertig habe. Man müsste sich eigentlich mehr damit befassen. Mit „The Dorf“ ist das nicht möglich. Die letzte CD war eine Live-CD und die nächste wird auch eine Live CD sein. Wir waren für zwei CDs einen Tag im Studio. Länger geht nicht, weil man ansonsten eine andere Besetzung hat, denn der eine oder andere kann dann am nächsten Tag nicht. Es geht auch deshalb nicht, weil man sich dafür nicht bezahlen kann. Die Ergebnisse sind dementsprechend soundtechnisch gut, aber es hat nie den Kick, den es live hat. Für „The Dorf“ sehe ich keine andere Möglichkeit, als live aufzunehmen und die besten Aufnahmen dann auszuwählen.
Ich danke dir für das Gespräch.
© fotos/interview: ferdinand dupuis-panther
Informationen
Jan Klare
http://www.janklare.de/
Audio
https://soundcloud.com/jan-40
The Dorf und seine Bewohner
Volker Kamp (Bass)
http://www.volkerkamp.de
Serge Corteyn (Gitarre)
http://www.sergecorteyn.de
http://www.transwagon.de
Simon Camatta (Drums)
http://simoncamatta.de/camatta-monk.php
Tim Isfort (Bass)
http://www.tim-isfort.de/Tim_Isfort/Home.html
Video/Audio
http://www.tim-isfort.de/Tim_Isfort/Media.html
Florian Walter (Saxophon)
http://florianwalter.yolasite.com/
Tobi Lessnow (Schlagzeug)
http://www.tobi-lessnow.com
Axel Knappmeyer (Saxophon)
http://www.axel-knappmeyer.de
Andreas Wahl (Gitarre)
http://www.andreaswahl.net
Gilda Razani (Saxophon)
http://www.gildarazani.de
http://www.aboutaphrodite.de
http://www.subvision.info
John Dennis Renken (Trompete)
http://www.john-dennis-renken.com
Achim Kämper (Elektronik)
http://www.kuhzunft.com
Markus Türk (Trompete)
http://www.markustuerk.de
Anke Jochmaring |Gesang)
http://www.ankejochmaring.de
Christoph Berndt (Bass-Saxophon)
http://www.christophberndt.de
Christian Hammer (Gitarre)
http://www.jazzhammer.de
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