Beim Jazzfestival im Herbst 2015 hatte ich die Gelegenheit, mit dem Multiinstrumentalisten Gerhard Schäfer zu sprechen, den ich als musikalischen Grenzgänger in Sachen Jazz bezeichnen möchte.
Wie entstand denn die Idee zu deinem aktuellen Septett?
GS: Am Anfang stand der Kauf des Cembalos, das Marc Netzbandt spielt. So entstand die Idee, Musik rund um das Cembalo zu machen. Ich hatte den Auftritt aber mit der Jazzinitiative ausgemacht, bevor die Musik entstanden ist. Wir haben praktisch ein Jahr lang an der Musik gearbeitet.
Die Besetzung ist speziell für das Festival entstanden?
GS: Ja, genau, speziell fürs Festival zusammengerufene Musiker. Ich hoffe aber, dass wir auch anschließend nochmals zusammenspielen.
Kann man bei der Musik von „Orient trifft Okzident“ sprechen?
GS: Nicht unbedingt. Es ist ein Oud-Spieler dabei, der von arabischen Oud-Spielern beeinflusst ist, aber das ist nicht so sehr hörbar. Das ist mehr unterschwellig. Die Erfahrungen mit der arabischen Musik sind allerdings vorhanden. Das ist auch zu hören, aber wir versuchen nicht, eine Mixtur zu machen.
Wie kommt es denn zur Einbeziehung des Cembalos? Das ist doch ungewöhnlich im Jazz. Bei Cembalo denkt man eher an klassische Musik, vielleicht auch an Herrn Johann Sebastian Bach.
GS: Der Marc Netzbandt ist ein Pianist, der in vielen Stilen erfahren ist. Er ist ein studierter Jazzpianist, spielt aber auch viel Klassik. Er ist in Würzburg ansässig und bekannt, hat zudem den Kulturförderpreis der Stadt erhalten. Er mag halt den Klang des Instruments und hat sich nun auch eines gekauft. Wir haben es auch für improvisierte Musik genutzt, aber ein Jazzinstrument ist es natürlich nicht, aber es bringt eine neue Klangfarbe mit.
Wie würdest du die Quelle für eure Musik umschreiben und beschreiben? Worauf fußt diese Musik? Was sind die Motive der Musik? Beim Zuhören dachte ich bisweilen an Klezmer und auch an Rabih Abou-Kallil.
GS: Na, Einfluss auf Harald Neudert hat ein anderer Oud-Spieler, der Anouar Brahim. Dann ist es so, dass jeder von uns seinen musikalischen Background mitbringt. Die Klarinettistin und der Cellist sind klassisch studierte Musiker, die in unserem Zusammenhang kaum improvisieren, sondern nach Noten spielen. Jeder von uns hört alle Arten von Musik und nimmt sie in sich auf. Jeder von uns spielt beim Üben klassische Musik genauso wie Jazz. Es ist keine bewusste Mixtur, sondern etwas, das sich so ergeben hat, was, sagen wir mal, durch die gleichzeitige Verfügbarkeit von Stilen und musikalischen Räumen in einem wächst. Für mich ist es oft so, dass bei bestimmten Jazzprojekten bestimmte Sachen zu kurz kommen, bestimmte Dinge, auf die die Klassik Wert legt, bestimmte klangliche Dinge oder dramaturgische Sachen, auch formale Sachen, sodass nicht immer Thema-Solo-Thema gespielt wird.
Wie viel ist denn notierte Musik vorhanden?Wie viel entsteht aus dem Moment heraus?
GS: Es ist bei diesem Projekt relativ viel notiert, weil die klassisch ausgebildeten Musiker dabei sind. Man kann sagen, dass die Hälfte der Zeit Notiertes gespielt wird. Natürlich ist es so, dass der Marc, der Felix und ich unsere Freiräume bekommen.
Wie kommt es denn zu dem Namen der Band?
GS: Das ist „Early music 2.0 am“. Der Begriff „frühe Musik“, sprich early music, ist darauf bezogen, dass man mitten in der Nacht die Musik macht und auch vielfach schreibt und nicht etwa, dass es alte oder frühe Musik ist.
Ich danke für das Gespräch.
Text/Fotos: ferdinand dupuis-panther
Informationen
Gerhard Schäfer Septett
Besetzung beim Jazzfestival Würzburg 2015
Gerhard Schäfer (Flöten, Saxophone) / Marco Netzbandt (Cembalo, Melodica) / Harald Neudert (Oud) / Karin Amrhein (Klarinetten, Flöte) / Nico Lang (Violoncello) / Felix Wiegand (Kontrabass) /Tobias Schirmer (Percussion)
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